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30.06.2023 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 01.07.2023

Nachdenken über Nachhaltigkeit

In den vergangenen Monaten musste ich viel Zeit auf einem Wertstoffhof verbringen. Was auch immer Menschen dorthin führt – ein Umzug, eine Trennung, der Tod eines Angehörigen oder einfach nur Frühjahrsputz – es herrscht reger Betrieb. Manchmal scheint es, als ob ein ganzes Leben einfach im Mülleimer landet und der Begriff der Wegwerf-Gesellschaft ist hier sehr anschaulich. Fassungslos sah ich einmal, wie ein tadelloses Kinderfahrrad in den Container wanderte. Und am Abend jenes Tages dann eine Dokumentation über Lebensbedingungen in Bangladesch unter denen, die Güter für den Westen fertigen. Was würde sich eines dieser Kinder freuen über solch ein cooles Fahrrad.

Die Kontraste sind bedrückend. Hier die Kleiderschränke und Kühlschränke übervoll. Dort teilt sich eine mehrköpfige Familie einen Raum und schuftet für einen Hungerlohn, damit wir billige Wegwerf-Klamotten kaufen können.

Ich musste an einen Cartoon denken, wo Jesus mit einem Mann auf einer Bank sitzt und gefragt wird, warum er nichts gegen das Leid und die Ungerechtigkeit tut. Und Jesus sagt: Das Gleiche wollte ich dich auch gerade fragen.

So viel wäre zu tun gegen die Ungerechtigkeit und für einen maßvollen Umgang mit den Ressourcen dieser wunderbaren Schöpfung. So viel, dass es mich förmlich erschlägt und ich in Gefahr laufe zu sagen: es gibt viel zu tun, lassen wir´s liegen.

Zurück zum Wertstoffhof. Wir als Menschheit müssen entrümpeln. Sortieren, was weg kann und was wirklich von Wert ist und Das erhalten. Reparieren statt wegwerfen – auch Beziehungen. Und da wäre die Gottesbeziehung ein guter Anfang. Sie könnte zu mehr Wertschätzung helfen.
Mit diesen eher ernsten Gedanken geht es in die Urlaubszeit. Möge Gottes Sonne uns leuchten.

Beitrag von Sandra König, Pfarrerin in der Kirchengemeinde Martin-Chemnitz