Ein neues Jahr beginnt und keiner weiß, was es bringen wird. Die neue Jahreslosung, die die evangelischen Kirchen in 2025 begleiten wird, hat es schon gebracht. Sie ist der aus 2024 sehr ähnlich. Beide kurz, beide gewichtig. 2024 alles in Liebe, 2025 alles prüfen.
Prüfet alles und das Gute behaltet.
Ohne seinen Zusammenhang steht der Satz einfach so da und es fällt kaum auf, dass er aus der Bibel kommt. Er könnte ebenso eine Volksweisheit sein, im Sinne von: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bessres findet.
Die Aufforderung zur Prüfung passt perfekt in unsere Zeit wilder Behauptungen und Deep-Fakes.
Doch anhand welcher Maßstäbe und was ist das Gute? Philosophie und Ethik haben mit diesen Fragen viele Bücher gefüllt. Vereinfacht könnte man sagen: das Gute ist, was sowohl dem Einzelnen als auch der Gemeinschaft der Lebewesen zu Wohlergehen verhilft. Tatsächlich ist es viel komplizierter, denn wie wäre da etwa ein Tyrannenmord einzuordnen?
Ohne seinen ursprünglichen Zusammenhang verliert sich der Satz entweder in Alltäglichkeiten, weil wir sowieso ständig prüfen und nehmen, was uns gut erscheint oder in philosophischen Abgründen – also der Frage, ob es ein übergeordnetes, objektives Gutes überhaupt gibt.
Für den Autor war Gott als höchstes Gutes gesetzt und die Prüfung des Guten daher dreidimensional: Ist das gut für mich, die Gemeinschaft und vor Gott? Noch genauer ging es im Kontext darum, was in welchem Geist gesagt wird. Und die für Paulus wichtige Frage war: ist das Gottes Geist oder der, dessen Name wörtlich übersetzt Auseinanderbringer bedeutet – Diabolos.
Das lässt sich unterscheiden, weil die Frucht des Geistes friedlich und freundlich nach Wahrheit schmeckt. Und weil sie Liebe wachsen lässt. Was diesem Test nicht standhält, kann man getrost in die Tonne treten.
Ein ziemlich gutes Motto für unser neues Jahr.