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19.03.2022 Kategorie: Propstei

Besuchsdienst braucht Verstärkung

Im Freiwilligen Sozialen Jahr hält Franka Orban Kontakt zu alten Menschen

Möglichst lange in der gewohnten Umgebung leben – das wünschen sich sicher die meisten älteren Menschen. Unterstützung dabei bietet der Besuchs- und Beratungsdienst der St. Johannis-Gemeinde, der von vielen Ehrenamtlichen mitgetragen wird. Doch um die Betreuung der Seniorinnen und Senioren zu gewährleisten, sind auch feste Kräfte erforderlich, so wie Franka Orban. Die 19-Jährige absolviert seit Oktober ein Freiwilliges Soziales Jahr in der St. Johannis-Gemeinde und ist für Organisatorin Heidrun Möbius zu einer wichtigen Stütze des Angebots geworden, das während der Corona-Pandemie noch einmal an Bedeutung gewonnen hat. Denn für manche Senioren waren die Mitarbeiterinnen des Besuchs- und Beratungsdienst in dieser schwierigen Zeit die einzige Verbindung zur Außenwelt. „Viele sind sehr einsam“, hat Franka Orban erfahren, „sie wollen einfach nur reden und erzählen, was sie erlebt haben. Das kann auch sehr persönlich sein.“
Andere brauchen ein wenig Hilfe, etwa beim Einkaufen oder um die Wohnung in Ordnung zu halten. Franka Orban bereitet kleine Mahlzeiten zu, kocht Tee oder Kaffee, bringt den Müll raus, liest etwas vor, begleitet die alten Menschen beim Spaziergang oder zum Arzt. Und dabei entwickelt sich oft eine freundschaftliche Beziehung. „Es ist schön zu erleben, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird“, sagt die junge Frau. Andrerseits macht sie sich auch Sorgen um diejenigen, die sie Tag für Tag betreut: „Manchmal habe ich Angst aus der Wohnung zu gehen, weil ich nicht weiß, was passiert und wie es hinter der Tür aussieht, wenn ich am Montag wieder da bin.“ Derartige Erfahrungen können belastend sein, weiß Heidrun Möbius, „dann ist es ganz wichtig, darüber zu reden.“
Heidrun Möbius organisiert den Besuchs- und Beratungsdienst seit den 1980-er Jahren. Die Ehrenamtlichen – vor allem ein fester Stamm von 20 Kräften - kümmern sich derzeit um etwa 200 Menschen in der Gemeinde, halten per Brief den Kontakt aufrecht, besuchen diese oder organisieren Angebote. Etwa die Kaffeestube und den Kulturtreff, Veranstaltungen, die nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen wieder stattfinden dürfen. Doch die Ehrenamtlichen, die sich derzeit um andere kümmern, werden älter und ziehen sich immer mehr zurück. „Daher suchen wir Jüngere, die uns unterstützen“, sagt Heidrun Möbius. Menschen, die die Senioren bei gemeinsamen Fahrten betreuen, die sich im Besuchsdienst engagieren oder beim gemeinsamen Spiel am Freitagnachmittag dabei sind. Diese Begegnungen und die Gespräche können das Leben bereichern, weiß Franka Orban. „Das Freiwillige Soziale Jahr hat mich komplett verändert, ich wachse daran“, sagt die 19-Jährige. „Und ich kann von alten Menschen etwas für die moderne Welt lernen.“

Die nächste Kaffeestube des Besuchs- und Beratungsdienstes findet am Mittwoch, 30. März, um 15:00 Uhr im Gemeindesaal, Leonhardstraße 40 statt.
Beim Kulturtreff am Mittwoch, 13. April, um 15:00 Uhr spricht die Verhaltensforscherin Dr. Heidrun Oberg im Gemeindesaal, Leonhardstraße 40, über die Tier- und Pflanzenwelt auf den Falkland-Inseln.

Wer sich beim Besuchsdienst engagieren will, bekommt unter Telefon 0531-7017847 oder 7017846 nähere Informationen.

„Mensch ärgere Dich nicht“: Franka Orban (Mitte) hat ein Spiel gebastelt, das ältere Menschen gut nutzen können. Sie probiert es mit Heidrun Möbius und Pfarrer Thomas Vogt aus. Foto: Rosemarie Garbe