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26.09.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 28.09.2024

Ob es Gott gibt? ...

Im Kindergarten gibt es Streit. Ein Mädchen sagt: „Gott ist immer da und passt auf!“ Ein Junge lacht und sagt bestimmt: „Gott gibt es gar nicht!“ Jetzt kriegen alle Kinder auf dem Spielteppich große Ohren und unterbrechen ihr Spiel. Alle wissen etwas: von Mama und Papa, Oma und Opa, aus der letzten Bibelwerkstatt. Alle rufen durcheinander, bis ein Junge ruft: „Los, wir stimmen jetzt ab: Wer glaubt, dass es Gott gibt?“ Ein paar Kinder heben die Hand. Gegenfrage: „Wer glaubt nicht, dass es Gott gibt?“ Jetzt melden sich andere. Es sieht nach einem Unentschieden aus.

Das ist eine wunderbare Szene: Die Kinder können sich nicht einigen, darum stimmen sie einfach ab. Sie lösen die grundlegendste Frage der Geistes- und Ideengeschichte durch eine Abstimmung, die zu einem Unentschieden führt. Weil die Frage danach, ob es Gott gibt, nicht für alle gleich und dauerhaft zu lösen ist. Weil die Antworten schwanken - oft auch in uns selbst: Heute glaubst du das. Morgen zweifelst du darüber. Manchmal bin ich ganz gewiss, dann wieder bin ich unsicher. Unentschieden!

Der Glaube an Gott bleibt ein lebenslanges Ringen um Erkenntnis. Das weiß auch der Apostel Paulus. Der schreibt im ersten Korintherbrief: „Jetzt schauen wir in einen dunklen Spiegel, dann aber werden wir erkennen - so, wie wir von Gott jetzt schon erkannt sind.“ Wie gut, wenn wir Menschen das niemals vergessen und im Blick auf Gott das Hoffen und Zutrauen nicht verlernen.

Der Braunschweiger Pfarrer Eberhard Borrmann hat darüber einen berührend schlichten Glaubenschoral gedichtet. Er findet sich in unseren Gesangbüchern: „Ich möchte Glauben haben, der über Zweifel siegt, der offen ist für Frage und vorbehaltlos liebt. Gott, du kannst alles geben, dass Glaube in mir reift, das Zukunft wächst zum Leben und Liebe mich ergreift.“

„Los, wir stimmen jetzt ab“, ruft der Junge im Kindergarten: „Wer glaubt, dass es Gott gibt? Und wer glaubt nicht, dass es Gott gibt?“ Die Kinderhände schnellen in die Höhe, es sieht nach einem Unentschieden aus. Wie heben wir die Hand? Vielleicht so: Wenn ich mein Leben ansehen, als sei Gott darin da, dann sieht dieses Leben heller aus, irgendwie freundlicher.

 

Beitrag von Henning Böger, Pfarrer in St. Magni