Gedenkgottesdienste für Menschen, die einsam sterben und ohne Verwandte, Freunde, Kollegen oder Nachbarn beigesetzt werden, haben in Braunschweig schon fast Tradition. Alljährlich wird seit 2008 ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, in dem an diese Verstorbenen erinnert wird, in diesem Jahr am Sonntag, 9. November, um 17 Uhr in der St.-Petri-Kirche. Die Predigt hält der stellvertretende evangelische Propst Thomas Vogt, Pastoralreferent Nils Hoffmann vertritt die katholische Propstei, Daisy Grün spielt Orgel.
Die Besucher des Gottesdienstes gedenken fast 140 Männern und Frauen, die einsam gelebt und einsam gestorben sind, etwa ebenso viele wie in den vergangenen Jahren. „Darunter sind erschreckend viele Jüngere“, berichtet Elisabeth Reiß von der „Begleitgruppe Bestattungen ohne Zugehörige“ des Hospizvereins. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern aus der Begleitgruppe kümmert sie sich darum, dass jedem eine würdevolle Bestattung ermöglicht wird und ist auch in dem Gedenkgottesdienst dabei.
Hier nennen Mitglieder der Gruppe die Namen der unbedacht Verstorbenen und entzünden für jeden und jede eine Kerze. In einer biografischen Skizze versuchen sie sich deren Leben in anonymisierter Form zu nähern. So werden die Schicksale greifbarer, ohne sie zu bewerten. Und sie fragen, wie es dazu kommt, dass niemand da ist und Abschied nimmt. Dass mit Bürgermeisterin Annegret Ihbe auch eine Vertreterin der Stadt dabei ist, ist für die Begleitgruppe ein sehr wichtiges Signal. „Schließlich gedenken wir Menschen aus unserer Gemeinschaft“, sagt Dr. Frauke Friedrichs, die sich in der Gruppe ebenfalls engagiert.
Darüber hinaus begleiten jeweils zwei Mitglieder der Gruppe das ganze Jahr über einsam Verstorbene auf ihrem letzten Weg und kommen zur Beerdigung auf den Friedhof. „Niemand soll beigesetzt werden, ohne dass sein Name noch einmal genannt wird“, sagt Elisabeth Reiß. „Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod.“ Auf dem Grab legen Mitglieder der Gruppe eine Rose nieder, manche sprechen das Vaterunser, manche einen Segen, andere lesen einen kurzen Text vor oder einen Friedensspruch. Auf jeden Fall soll es ein würdevoller Abschied sein.
Angesichts vieler Verstorbener ohne Angehörige, Freunde oder Bekannte, freut sich die Begleitgruppe des Hospizvereins über jeden, der sich hier engagiert. „Wir suchen Menschen, die bei einer Bestattung dabei sind“, sagt Elisabeth Reiß. „Die Anteilnahme ist wichtig.“

