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15.02.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 17.02.2024

Neulich fragte mich eine Konfirmandin, was der Sinn des Fastens sei. Das kann in gewisser Weise nur jede und jeder für sich selber beantworten: Der eine fastet, weil er ein paar Kilos verlieren will, die andere weil sie erkannt hat, dass sie sich von Alkohol oder Smartphone abhängig gemacht hat oder weil sie einen anderen Umgang mit den sozialen Medien oder dem Auto ausprobieren möchte.

Jesus hat beim Fasten ganz existenzielle Erfahrungen gemacht: Er wurde durch vierzigtägiges Fasten in der Wüste in die teuflische Versuchung geführt, seine Macht und Möglichkeiten für die eigenen egoistischen Bedürfnisse nach Konsum, Sicherheit und Einfluss zu benutzen. Der Teufel sagt: Du kannst es, also mach doch einfach - Brot jederzeit, freie Fahrt für freie Bürger, alles ist möglich. Mag die Seele auch Schaden nehmen.

Vielleicht ist das der Sinn des Fastens: Mir einzugestehen, was ich bereit bin zu opfern für meinen Lebensstil: Menschenrechte, Sicherheit, Überleben der Menschen in anderen Teilen der Welt. Aufhören zu verdrängen und zu leugnen, was auf dem Spiel steht, wenn wir so weiter machen wie bisher mit unseren immer monströseren SUVs, den nitratverseuchten Äckern, dem Hoffen, dass alles schon nicht so schlimm werden wird mit dem Klimawandel, mit der AfD, mit der sozialen Ungerechtigkeit.

„Weg mit dir, Satan!“ Das ist für Jesus Sinn und Erfolg seines Fastens: Er erkennt, wann seine Seele Schaden nimmt. Weg mit dir, du teuflisches „Ich rede mir die Welt schön, damit ich nichts ändern muss.“ Das könnte Sinn und Erfolg des Fastens sein. Im Kleinen beim ungesunden ganz privaten Alkohol- oder Schokoladenkonsum genauso wie im Großen beim selbstzerstörerischen gesellschaftspolitischen Leugnen des Klimawandels, Täterschutz statt Menschenrechte oder Deutschland den Deutschen: „Weg mit dir, Satan!“

Jesus hat Recht: Am Ende geht es beim Fasten um mein Seelenheil. Das klingt vielleicht nicht besonders modern oder alltagstauglich, doch steck gerade hier der Teufel im Detail: In der Frage, was mir meine Seele wert ist. Kannst Du mit dieser Frage etwas anfangen, liebe Konfirmandin?

Bild von congerdesign auf Pixabay

Beitrag von Sabine Wittekopf, Pfarrerin der Kirchengemeinde Riddagshausen-Gliesmarode