„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind,“ so heißt es in einem beliebten Weihnachtslied. Und es klingt so selbstverständlich; so als könne man die Uhr danach stellen oder zumindest den Kalender: Einmal im Jahr ist Heiligabend. Einmal im Jahr kommt das Christkind. Einmal im Jahr steigen nicht nur die Verkaufszahlen des Einzel- und Versandhandels überproportional, sondern auch unsere Spendenbereitschaft. Einmal im Jahr schmücken wir unsere Häuser und Städte mit Lichtern, stellen Tannenbäume und Krippen auf. Einmal im Jahr soll es schön, friedlich und behaglich sein. – Was aber ist mit der restlichen Zeit des Jahres?
Tatsächlich ist die Heilige Nacht, in der wir Christi Geburt feiern aller Wahrscheinlichkeit nach nicht das Geburtsdatum des Jesus von Nazareth. Die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember wurde erst im Laufe kirchengeschichtlicher Entwicklung in Verknüpfung mit der Wintersonnenwende als Geburtsdatum festgeschrieben. Wir könnten Weihnachten also eigentlich an jedem Tag des Jahres feiern. Dann müsste das Weihnachtslied umgedichtet werden: „Alle Tage wieder kommt das Christuskind!“
365 Tage im Jahr Weihnachten! Da würden einem Glühwein, Spekulatius, Weihnachtsgans und Weihnachtslieder schnell über sein. Und selbst das behagliche Glänzen des bunt geschmückten Weihnachtsbaums wäre man wohl spätestens beim Sprießen der ersten Osterglocken überdrüssig. Was aber bleibende Bedeutung hat für jeden Tag, für alle uns zugemessene Zeit das ist die große Glaubenshoffnung von der Geburt des Heilands, von dem es in einem anderen Weihnachtslied heißt: „All unsre Not zum End er bringt.“ Oder um es mit den Worten des Engels aus der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums zu sagen: „Fürchtet Euch nicht! Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!“
Eine Welt ohne Furcht, ohne Unheil, ohne Krieg; - aber voller großer Freude, weil der Heiland geboren ist, Gott geehrt wird und Frieden auf Erden herrscht, das ist das Weihnachtsfest, dessen wohl keiner von uns überdrüssig wird. Und vielleicht wird etwas von dieser großen Freude für uns erfahrbar, bricht sich Bahn in unserem Leben mit der Glaubenshoffnung, dass die Verheißung jener Weihnacht unsere Welt zum Guten hin verändern kann und wird.
Frohe Weihnachten wünschen…
Propst Martin Tenge, Röm.-kath. Kirche, und Propst Lars Dedekind, Ev.-luth. Kirche.