Stärke. Schwäche. Buße.
Das ist doch nicht mehr zeitgemäß. Nutzen die Kirchen die Buße, um die Menschen einzuschüchtern und Macht auszuüben? Um die Kirche groß und wichtiger, die Menschen aber klein zu halten?
Will und brauche ich nicht. Oder?
Dass ich Mensch nicht fehlerfrei bin, das ist wohl unbestritten. Aber ich will mir doch nicht immerzu ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Wir Menschen taugen halt nicht zum friedlichen Miteinander. So ist das eben. Kann man nichts machen.
Zugegeben, immer wieder ist durch mein Tun oder auch durch mein Nichtstun, mein Beharren ein anderer Mensch betroffen. Doch schnell hab ich auch dafür Ausflüchte gefunden. Die anderen sind doch selber schuld. Die Umstände lassen nichts anderes zu.
Nur, wenn es unbedingt sein muss, dann erkläre ich eben kurz, dass ich mich entschuldige. Dann ist die Sache erledigt. Oder?
Wenn ich genau hinsehe, dann merke ich, dass ich mich aber gar nicht selber entschuldigen kann. Ich kann mir meine Schuld nicht selbst abnehmen. Aber ich kann um Entschuldigung bitten, und mein Gegenüber kann mich dann entschuldigen. So können Wunden heilen. Und ich übernehme Verantwortung für mich und mein Tun.
Buße bedeutet, dass ich zu mir selbst ehrlich bin. Und realistisch. Ich lasse mich nicht klein machen, ich bin ein Mensch mit vielen Stärken und Begabungen! Ich mache mich aber auch nicht größer als ich bin. Ich habe Schwächen, lade Schuld auf mich, verletze andere, bleibe anderen etwas schuldig. Dafür kann ich um Entschuldigung bitten. Dabei gehe ich bei den Menschen das Risiko ein, dass ich abgewiesen werde.
Doch was bei den Menschen nicht erhört wird, dafür hat Gott ein offenes Ohr. Er sieht mich gnädig und liebevoll an. Noch bevor ich ihn bitte, hat er mir die Entschuldigung gewährt. Wir evangelischen Christen sagen, ich bin von Gott gerechtfertigt.
Wenn Gott mich so ansieht, dann macht das Mut, auch immer wieder auf andere zuzugehen und sie um Entschuldigung zu bitten. Frieden immer wieder neu zu versuchen. So ermöglicht Buße gelingendes Leben.