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30.10.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 03.11.2024

Unser Kreuz hat keinen Haken

„Das ist doch klar!“ meinte neulich eine Konfirmandin, als sie dieses Motto im Eingang unserer Kirche hängen sah. Ist es das?

Der morgige Reformationstag wird in vielen Kirchengemeinden zum Anlass genommen, über aktuelle gesellschaftliche Gefahren und Entwicklungen nachzudenken; zum Beispiel über aktuelle Wahlergebnisse. Da wird dann schnell deutlich, dass es immer nötiger wird, das ausdrücklich zu sagen: Unser Kreuz hat keine Haken und rassistisch-nationalistische Einstellungen sind mit der biblisch-christlichen Idee der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen nicht vereinbar.

Der Reformationstag stellt also auch ganz konkret die Frage nach der Wählbarkeit der AfD, die sich immer deutlicher und offener gegen die Menschenrechte, gegen die Bewahrung der Schöpfung, gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter, gegen eine solidarische Welt und Gesellschaft positioniert. Mit einer christlich-biblischen Grundüberzeugung lässt sich das kaum zusammenbringen: Freude an einer vielfältigen bunten Gemeinschaft passt nicht zur rechtsextremen Verachtung und Abwertung alles angeblich Fremden und Anderen. Die Überzeugung, dass Gottes heilige Lebendigkeit gerade auch im scheinbar Schwachen und Unvollkommen lebendig ist, widerspricht der rechtsextremen Macht- und Herrschaftsideologie zutiefst.

Ich habe Angst vor einer Gesellschaft, die um jeden Preis nur noch auf das eigene kleine Wohl und den persönlichen Vorteil schaut. Ich fürchte mich vor einer Politik, die „deutsche“, „gesunde“, heterosexuelle, wohlhabende Männer im Blick hat und alle anderen Menschen als minderwertig betrachtet und behandelt. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Christinnen und Christen laut und deutlich für die Menschenrechte, für die Bewahrung der Schöpfung, für die Gleichberechtigung der Geschlechter und für eine solidarische Welt und Gesellschaft eintreten sollen.

Deshalb, liebe Konfirmandin: Unser Kreuz hat keine Haken.