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02.12.2021 Kategorie: Propstei

Geschichten, die das Herz erfreuen

Mit den Herzens-Sprechstunden gelingt ein freundlicher Blick in die Vergangenheit

Erinnerungen an positive Erlebnisse können neue Energien wecken. Doch wie kann es Menschen gelingen, rückblickend auch das Schöne im Leben zu sehen, statt den Blick nur auf Negatives zu richten? Ein Weg können die sogenannten Herzens-Sprechstunden sein, die die Diakonin Jutta Reuner vom Quartierszentrum in der Hugo-Luther-Straße und Sozialarbeiter Lars Förstermann-Gössel vom Diakonietreff Madamenhof erstmals gemeinsam angeboten haben. An sechs Abenden haben sie sich mit sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 65 und 80 Jahren getroffen, um über positive Erlebnisse und Erinnerungen zu sprechen. „Die Menschen können so herausfinden, wo ihre Ressourcen und ihre Stärken sind“, sagt Jutta Reuner. „Das gibt Kraft und Selbstvertrauen.“ Nach Ansicht von Lars Förstermann-Gössel ist es gerade in der Corona-Krise erforderlich, in sich hineinzuhorchen und zu schauen, was einem wichtig ist.

Um miteinander ins Gespräch zu kommen, haben die beiden jeden Abend unter ein besonderes Motto gestellt, mal ging es um „Herzensworte“, etwa um Zitate, Sprüche oder Bücher, mal um Düfte, es ging um Musik und Märchen oder um „Herzenssachen“, die mit positiven Erinnerungen verknüpft sind, etwa eine schöne Vase oder eine Trompete. Für die „Herzensklänge“ hatte Förstermann-Gössel ein musikalisches Potpourri zusammengestellt mit Stücken, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Sicherheit kannten. Beispielsweise Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“, das Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“, den Schlager „Lilli Marleen“. Manche erinnerten sich dabei an das, was sie als Kinder im Zweiten Weltkrieg erlebt hatten, andere an unbeschwerte Tanzveranstaltungen. Beim Thema  „Herzensdüfte“ durften die Anwesenden mit geschlossenen Augen an Senf und Kaffee schnuppern, an Tee, Tabak und Zitrone. Auch das war ein Einstieg für intensive Gespräche über die eigene Biografie und für Geschichten, die das Herz erfreuen.

Wichtig für das Gelingen der Kurse ist eine entspannte Atmosphäre. Dafür sorgten nicht nur farbige Projektionen eines Abendhimmels an der Zimmerdecke, sondern auch feste Strukturen und klare Regeln. So durfte jeder ausreden, es gab keine herabwürdigenden Kommentare, jedem sollte wertschätzend begegnet werden. Und: Die Sorgen sollten vor der Tür bleiben. „Die Herzens-Sprechstunden sind keine therapeutische Maßnahme“, betont Jutta Reuner, „es ist ein freundlicher Blick in die Vergangenheit.“ Am letzten Abend ging es um „Herzensangelegenheiten“, das war eine gute Möglichkeit, um den Blick nach vorn zu richten und zu schauen, auf welche Kraftquellen der Einzelne zugreifen kann. Mit dem Ergebnis waren die beiden rundum zufrieden und sie sind überzeugt, dass der Kurs allen gut getan hat. Jutta Reuner: „Da ist etwas in Bewegung gekommen, das war schon sehr berührend.“

Der Diakonietreff Madamenhof und das Quartierszentrum in der Hugo-Luther-Straße planen im Frühjahr nächsten Jahres einen weiteren Kurs mit Herzens-Sprechstunden. Für Interessierte aus Kirchengemeinden, die ebenfalls einen Kurs mit Herzens-Sprechstunden anbieten wollen, bieten Jutta Reuner und Lars Förstermann-Gössel einen Info-Abend an.

Nähere Informationen gibt es im Diakonietreff unter 0531-8011576.

Jutta Reuner und Lars Förstermann-Gössel präsentieren die Themen für die Herzens-Sprechstunden. In einem Koffer finden sich viele Dinge für kreative Impulse. Foto: Rosemarie Garbe