Ein Leben ohne St. Petri? Für Karin Hopert ist das nur schwer vorstellbar. „Hier ist mittlerweile mein zweites Zuhause, ich gehöre schon zum Inventar“, lacht sie. Seit 1988 ist sie in der Kirche am Rande der Innenstadt beschäftigt, zunächst vertretungsweise als Küsterin, später auch im Gemeindebüro. Vier Pfarrerinnen und Pfarrer hat sie kommen und gehen sehen, viele Gemeindemitglieder kennen und schätzen gelernt. Ende des Jahres geht die 64-Jährige in den Ruhestand. Auch für St. Petri beginnt dann eine neue Zeit: Zum 1. Januar 2023 fusioniert die Gemeinde mit St. Andreas zur neuen evangelischen Gemeinde „St. Andreas-Petri in Braunschweig“. Und dafür wird ein neuer Küster oder eine Küsterin gesucht.
Karin Hopert hat es stets am meisten Freude gemacht, die Kirche je nach Anlass zu dekorieren: mit frischen Blumen für den Altar, mit Osterglocken an jeder Kirchbank im Frühling, mit Lichtern in der dunklen Jahreszeit. Und wenn der Tannenbaum zu Weihnachten geschmückt werden sollte, war ihre ganze Familie im Einsatz. „Ich wollte meine Kirche immer so schön wie möglich gestalten“, sagt sie.
Daneben gab und gibt es noch viele andere Aufgaben: Tische stellen für den Seniorenkreis, Stühle rücken für den Chor, Rasen mähen, Laub fegen. Wenn die Heizung nicht funktioniert, Lampen nicht brennen oder Sicherungen defekt sind, wird Karin Hopert gerufen. „Man kommt da rein“, versichert sie. „Ich bin nicht ungeschickt.“ Als die kirchlichen Gruppen und Veranstaltungen weniger wurden und die Küsterin weniger zu tun hatte, bekam sie einen neuen Einsatzbereich: das Gemeindebüro. Zunächst war sie nur in St. Petri beschäftigt, später – als das Budget der Gemeinde immer geringer wurde - kamen Bürostunden in St. Jakobi und in der Brüdernkirche dazu.
Besonders geschätzt hat sie stets den Kontakt zu den Menschen: „Anfangs wurden Spenden noch persönlich im Gemeindebüro vorbeigebracht, Eltern haben hier den Patenschein abgeholt und die Taufe vor Ort besprochen.“ Vor allem seit der Corona-Pandemie werden diese Begegnungen immer seltener, vieles läuft telefonisch oder online. „Das ist schade für die Kirche“, sagt Karin Hopert. „Das Soziale geht verloren, die Gespräche fehlen.“ Wie wichtig diese Kontakte sind, erlebt sie sonntags, wenn sie die Kirchgänger vor dem Gottesdienst persönlich begrüßt. Die Menschen freuen sich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. „Schön, Sie hier zu sehen“, heißt es dann.
Und vielleicht wird Karin Hopert auch künftig noch ab und an in St. Petri anzutreffen sein. „Wenn Not am Mann ist, werde ich sicher noch eine Vertretung übernehmen“, sagt sie.
Denn ganz ohne St. Petri kann sie sich ihr Leben nun doch nicht vorstellen.