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07.07.2025 Kategorie: Propstei

„Musik ist Balsam für die Seele“

Nach 58 Jahren: Kantor Karl-Heinz Mühlhausen verabschiedet sich in den Ruhestand

Musik ist sein Leben. Ob am Klavier, an der Orgel, am Cembalo oder als Chorleiter – wenn Karl-Heinz Mühlhausen musiziert, ist er in seinem Element. 58 Jahre war der Diplom-Physiker und ehemalige Physiklehrer als nebenberuflicher Kirchenmusiker tätig – nun hat er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Schweren Herzens hat er sich von großen Teilen seines musikalischen Engagemenst und als Leiter des Braunschweiger Spiritualchors verabschiedet, diesen hatte er 1968 an der Bugenhagenkirche in Gliesmarode gegründet. „Eigentlich wollte ich erst mit 80 Jahren aufhören“, sagt der 78-Jährige bedauernd.

Mit dem Spiritualchor, zu dem rund 60 Mitglieder zählen, hat der ehrenamtliche Kantor mehr als 350 Konzerte gegeben. Dabei war der Chor nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern auch im europäischen Ausland, in Großbritannien, Frankreich, Schweden, Portugal und in der russischen Hauptstadt Moskau. An den Wänden seines Musikzimmers hängen zahlreiche Plakate, mit denen diese Auftritte angekündigt wurden. Ehrenurkunden würdigen seinen Einsatz für die Chormusik, im Flur stehen hohe Regale voller Noten. Es gibt Kassetten und CDs mit der Musik seiner Chöre, an der Wand hängen zwei Schallplatten. „Das war eine tolle Zeit, ich habe Glück gehabt in meinem Leben“, sagt Mühlhausen rückblickend.

Und was war das Rezept seines Erfolgs? „Ich kann Freude bringen und habe das Publikum immer mit einbezogen“, schmunzelt der Kirchenmusiker, „ich mache Remmidemmi.“ Mit einer Mischung aus anspruchsvoller a-capella Chormusik, solistischen Darbietungen und Liedern zum Mitsingen hatte sich der Spiritualchor einen besonderen Ruf erworben. Daher ist Mühlhausen glücklich, dass der Chor unter Leitung von Marcel Bönninger weitergeführt wird.

Er selbst probt weiter mit den rund 20 Mitgliedern der Bugenhagen-Kantorei, dafür hat sich bisher kein Nachfolger gefunden. Mit dem Chor wird er ab und an in Gottesdiensten singen, denn: „das tut mir gut und beim Dirigieren geht es mit gleich besser.“ Und wenn Not am Mann ist, will er auch weiter Orgel in der Bugenhagenkirche spielen. Schließlich liebt Mühlhausen nicht nur Spirituals und Gospels, sondern auch ernste Musik, Mendelssohn, Händel, Kantaten von Telemann, Barockmusik. Er hat das Weihnachtsoratorium mit großem Orchester dirigiert und das Messias-Oratorium.

An der Orgel übt der passionierte Musiker weiterhin regelmäßig, denn sonst, so seine Befürchtung, verliert sich diese Fertigkeit. Täglich unterrichtet er seinen 14-jährigen Enkel an Klavier und mittlerweile auch an der Orgel, „Musik“, so Mühlhausen, „ist schließlich Balsam für die Seele.“  

Der nebenberufliche Kantor Karl-Heinz Mühlhausen (Mitte, sitzend) mit dem von ihm gegründeten Spiritualchor.