„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.“ (Paul Gerhardt, 1653)
Geh’ aus mein Herz, geh’ aus – ein Farbenmeer. Das Wogen des Grases. Das Himmelsblau mit weiß betupft. Sanftes Rauschen. Rosafarbene Blüten tanzen im Takt der Welt. Singen sich ein Wiegenlied. Der Duft von Pfingstrosen. Ein Hauch Lavendel.
Ich strecke meine Hand aus, berühre das Flaumweich des Löwenzahns. Ich lasse die Schirmchen fliegen, in das Licht der Sonne über dem Grün. Der Wind trägt sie hinfort, bis hinter den Horizont, hinein in das Ungewisse.
Nehmt mich mit, ihr Schirmchen, begleitet mich in die Weite. Und nehmt auch alle dunklen Gedanken mit, meine Sorgen und Ängste.
Geh’ aus mein Herz, geh’ aus – bis die Freude in meine Finger strömt, das Licht der Sonne meine Zehen kitzelt. Bis der letzte dunkle Gedanke, die letzte unheilvolle Sorge vergeht. So wie der Winter vergangen ist und der Sommer sein Kommen verkündigt.
Geh’ aus mein Herz, geh’ aus – lass alles Vergangene hinter dir, alle finstren Ängste. Der Wind trägt sie davon, wie flaumenweiche Schirmchen. Sind sie nicht nur ein fernes Rascheln in den Wipfeln? Lass sie los, mein Herz, lass los. Gott nimmt sich ihrer an. Sie sind in seinen Händen.
Geh’ aus mein Herz, geh’ aus. Lass das Licht dich wärmen, die Freude dich durchströmen. Und dann singe fröhlich, kräftig, laut einfach nur noch: Amen.