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10.11.2023 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 11.11.2023

Nie wieder ist jetzt

Ein Monat ist seit dem Angriff der Hamas auf Israel vergangen.

Es ist, als würden die schlechten Nachrichten nicht abreißen. Erbitterte Diskussionen werden geführt. Ich bin dünnhäutiger geworden angesichts der vielen unterschiedlichen Sichtweisen, die da hart aufeinander prallen. Es fällt mir schwerer, gegenteilige politische Meinungen auszuhalten.

Denn auch das stimmt: Seit Oktober ist die Anzahl an antisemitischen Vorfällen in Deutschland gestiegen. 240% mehr Vorfälle gegenüber 2022 wurden gemeldet. 85 Jahre nach der Reichspogromnacht müssen Jüdinnen und Juden in Deutschland erneut um ihr Leben fürchten.

Tanya, eine jüdische Aktivistin, berichtet in der Zeitung, dass sie ihre Wohnung zusätzlich gesichert hat. Fortlaufend erreichen sie Hassnachrichten bei Social Media. Eine Freundin von mir, die in einem jüdischen Krankenhaus in Berlin arbeitet und deren Familie in Israel lebt, erzählt mir, dass sie noch vorsichtiger geworden ist. Sie wartet täglich auf Nachrichten von ihrer Familie und versucht trotz allem ihren Alltag, so gut es geht, zu bestehen.

Ich mache mir Sorgen um sie. Ich nehme mir vor, solidarisch zu sein - und bei aller Dünnhäutigkeit die Mitmenschlichkeit nicht zu vergessen.

Und so freue ich mich über Goldmomente: Wie die Blumen auf den Stufen der Synagoge im elsässischen Obernai, das ich im Urlaub besucht habe. Und über die Kinder, die mit ihren Laternen durch die Straßen laufen. Als Zeichen der Nächstenliebe.

Wir dürfen niemals vergessen. Nie wieder ist jetzt.

Bild von Ri Butov auf Pixabay

Beitrag von Johanna Klee, Pfarrerin im Theologischen Zentrum Braunschweig