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16.10.2025 Kategorie: Propstei

„Wir müssen mehr zusammenwachsen“

Zwei Kirchenvorstände engagieren sich beim anstehenden Reformprozess der evangelischen Kir

Die evangelische Kirche im Braunschweiger Land steht vor gewaltigen Umwälzungen. Sinkende Mitglieder, weniger Einnahmen, Personalmangel, zu viele Gebäude und viele andere Herausforderungen erfordern einen umfassenden Reformprozess. Doch was motiviert Mitglieder von Kirchenvorständen und anderen ehrenamtlichen Gremien sich dabei zu engagieren? Julia Meyer, Mitglied im Kirchenvorstand von St. Pauli-Matthäus, und Dr. Björn Riedel, St.-Andreas-Petri, erzählen im Gespräch von ihren Beweggründen. Die beiden sind Mitglieder der Propsteisynode und überzeugt, dass Handlungsbedarf besteht und beide glauben, dass sich ihr Einsatz lohnt.

„Der Umbruch bietet die Chance, ganz andere Menschen anzusprechen“, hofft Björn Riedel. So würde er gerne einen zusätzlichen Treffpunkt schaffen, eine Anlaufstelle, in der sich Menschen regelmäßig treffen und austauschen. Dabei sollten die Grenzen der Gemeinde überschritten werden: „Wir müssen mehr zusammenwachsen, es muss mehr passieren.“ Gerade die Stadt mit den kurzen Wegen biete viele Chancen für neue Formate. Vorstellbar seien auch mehr Gottesdienste für Zielgruppen, etwa für Krabbelkinder oder für Jugendliche. „Andere Formen, andere Zeiten“, bringt es Riedel auf den Punkt.

Ein Hauptanliegen der 29-jährigen Julia Meyer ist es, ihre eigene Altersgruppe in die Kirche zurückzubringen. Darüber hinaus könne Kirche ihrer Meinung nach Antworten auf ein drängendes Problem unserer Zeit liefern, die zunehmende Einsamkeit: „Ich sehe Kirche vor allem unter einem Gemeinschaftsaspekt.“

Obwohl sie die Arbeit in dem „jungen und dynamischen“ Kirchenvorstand von Pauli-Matthäus sehr schätzt, fühlt sie sich nicht an Gemeindegrenzen gebunden: „Ich bin ein Kind der Propstei und fühle mich überall zu Hause.“ Sie singt im Vokalensemble des Doms, spielt Orgel und hat eine Ausbildung als Lektorin absolviert. Und wenn sie als Lektorin im Einsatz ist, nimmt sie gern ein paar Sängerinnen und Sänger mit in andere Orte, „schließlich macht es viel mehr Spaß, wenn die Kirche voll ist.“

Beide wünschen sich angesichts der anstehenden strukturellen Veränderungen mehr Unterstützung von der Landeskirche, beispielsweise Materialien, die in den Gemeinden verteilt werden können. „Wir brauchen fünf Schlagworte“, fordert Björn Riedel, „Der Prozess ist absolut notwendig, aber er muss besser unterstützt werden.“ Zumal den Ehrenamtlichen angesichts zahlreicher Aufgaben oft die Kraft und die Zeit fehle, über Dinge zu sprechen, die sie gern diskutieren würden. Auch Julia Meyer fürchtet eine Überforderung des Ehrenamtes und sie stellt sich noch eine ganz andere Frage: “Wie erreiche ich eine Gemeinde, wenn ich sie nicht sehe?“

 


 

Wünschen sich mehr Unterstützung: Julia Meyer und Dr. Björn Riedel vor der St.-Andreas-Kirche. Foto: Rosemarie Garbe