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29.09.2023 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 30.09.2023

Da gebe ich mir viel Mühe, gehe über meine Belastungsgrenze hinaus und das Ergebnis wird zufrieden quittiert. Aber Dank? Ein Dank, der die Tat und die Person wertschätzt? Ein Dank, der tatsächlich wahrnimmt, was ich getan habe, was mir gelungen ist, was ich dafür investiert habe? Eher nicht. Undank ist der Welten Lohn, sagten einst unsere Mütter und Väter.

Vieles nehmen wir als selbstverständlich hin, als sei es nichts anderes als unser gutes Recht. In Glück und Gesundheit und Wohlstand 90 Jahre lang zu leben. Diesen Wunsch verstehe ich gut, doch ist es eben ein Wunsch, einen Anspruch darauf haben wir nicht.

Und was, wenn der Wunsch nicht in Erfüllung geht? Wenn das, was wir leichtfertig und irrtümlicherweise für selbstverständlich halten, ausbleibt? Oft weiß ich erst dann zu schätzen, was ich hatte oder habe. Entdecke erst dann das, wofür ich dankbar sein kann.

Das Leben, dass ich empfangen habe. Der Ort, an dem ich ausruhen darf. Das Lächeln, das ein Fremder auf der Straße mir schenkt. Die Freundin, die zu mir hält. Das Stück Torte am Nachmittag. Und das Vertrauen in Gott, der mich versteht, der mich hält, alle Tage.

Beides, das Schwere und das Gute wird uns unverdient geschenkt. Es liegt nicht in unserer Macht. Nichts ist selbstverständlich. Wir können so vieles nur empfangen.

Dankbar nun auch für das Schwere zu sein, dass wäre wohl deutlich zu viel verlangt. Nur in einigen Fällen stellt sich das Unglück später als Glücksfall heraus. Aber wir können das Schwere hinnehmen und klagen. Unsere Klage vor den Gott bringen, der versprochen hat unser Halt zu sein.

Das Gute aber will ich dankbar empfangen.

So will ich genauer hinschauen, wofür ich dankbar bin. Da entdecke ich vieles, was bisher unbeachtet blieb. Womöglich sind dankbare Menschen ja glücklicher?!

Und ich kann heute anfangen, anderen Danke zu sagen. Man stelle sich mal vor, wie sähe unser Leben aus, wenn das ein Trend wird…Womöglich machen dankbare Menschen ja auch andere Menschen glücklicher?!

Foto: Pixabay

Beitrag von Elke Rathert, Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin im Marienstift