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04.02.2023 Kategorie: Propstei

„Die Jugend müsste sich mehr interessieren“

„Europäische Aktionswochen für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“

Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 lässt Paul Koch das Thema Atomkraft und deren Gefahren nicht mehr los. „Das war ein Wendepunkt für mich“, sagt der Sozialdiakon in Ruhe. Jahrelang hat er mehrwöchige Erholungsmaßnahmen für sogenannte Tschernobyl-Kinder organisiert, Kinder aus Belarus oder der Ukraine, die nach der Reaktorkatastrophe in ihrer Heimat in Deutschland genesen sollten. Seit mehreren Jahren engagiert sich der 75-Jährige bei den „Europäischen Aktionswochen für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“. Die Aktionswochen, die in 15 europäischen Ländern stattfinden, sollen das Gedenken an Tschernobyl und Fukushima mit den Themen erneuerbare Energie und Energiewende verbinden.

Im Braunschweiger Land gestaltet das Programm ein ökumenischer Trägerkreis, zu dem unter anderem die Evangelische Landeskirche, die Evangelische Jugend, die Akademie Abt Jerusalem und das Bistum Hildesheim gehören. So planen die Organisatoren rund um Projektleiter Paul Koch Ausstellungen, Konzerte und Diskussionsveranstaltungen. Sie organisieren einen Klima-Pilgerweg durch die Asse und bieten in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig Holstein Aktionen in Schulen an. Darüber hinaus plant der Trägerkreis in diesem Jahr Andachten vor dem Schacht in der Asse sowie Gottesdienste vor Schacht Konrad und vor dem Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter.

Für Paul Koch und sein Team ist die Organisation der zahlreichen Veranstaltungen eine große Herausforderung, denn es müssen viele Fragen geklärt und Details bedacht werden. Wer nimmt an Diskussionsrunden teil? Welche Ausstellung könnte gezeigt werden? Wer macht Musik? Wer gestaltet die Gottesdienste? Es müssen Flyer und Pressemitteilungen verfasst werden, Texte fürs Internet und für die sozialen Medien. Darüber hinaus hat Paul Koch Videos gedreht und Online-Veranstaltungen organisiert.

Doch mehr als zehn Jahre nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima ist es nicht einfach, viele Interessierte zu gewinnen. Vor allem die jungen Besucher und Besucherinnen fehlen, bedauert Koch. „Die Jugend müsste sich mehr interessieren“, fordert er. „Es geht schließlich um ihre Zukunft.“

Das war im Jahr 2011 ganz anders, als es im japanischen Fukushima zur Nuklearkatastrophe kam. Damals gab es viele Anfragen von Lehrern, ob Koch und seine Mitstreiter Schülerinnen und Schüler über die Folgen der Katastrophe informieren könnten. Heute engagieren sich vor allem diejenigen, die direkt betroffen sind, etwa die Bevölkerung aus den Dörfern rund um die Asse. Doch Koch lässt sich nicht entmutigen: „Es ist egal, wie viele Leute kommen. Uns ist es wichtig, über diese Themen zu sprechen.“

Zur Info:

In der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem geht es am 27. April um die Frage „Wohin mit dem Atommüll?“

Der belarussische Musiker Andrej Senazhenski spielt am 16. April in der Braunschweiger Michaeliskirche, zu hören sind klassische Musik und Protestsongs mit Gitarrenbegleitung. Anschließend wird dort die Ausstellung „Der Zauberkessel“ eröffnet. Am 6. Mai findet in der Michaeliskirche ein Benefizkonzert mit dem Gospelchor KissSinger aus Kissenbrück statt.

„Klima – Liebe – Hoffnung?!“ ist Thema einer Podiums-Veranstaltung, die am 29. April im Gemeindehaus der Hauptkirche in Wolfenbüttel stattfindet.

Der Arbeitskreis hat für den 22. April einen Klima- und Pilgerweg durch die Asse organisiert, der an der Waldgaststätte in Wittmar beginnt.

Paul Koch, Sozialdiakon in Ruhe, engagiert sich bei den „Europäischen Aktionswochen für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“.

Beitrag von Rosemarie Garbe