Soldaten der sowjetischen Armee befreiten vor 77 Jahren Auschwitz. Dieser Satz ist zwar richtig, kommt der entsetzlichen Wahrheit aber kaum nahe.
Die russischen Soldaten ritten auf ihren Pferden durch die Kälte und die Schneewehen des Winters 1945, ständig dem hartnäckigen Widerstand der deutschen Armee ausgesetzt. Als sie das Lager, von dem sie gerade erst erfahren hatten, erreichten, konnten sie noch lange nicht rein. In einer mühsamen Aktion räumten und entschärften sie die Sprengfallen, die unerwünschte Eindringlinge fernhalten und verwunden sollten. Und dann –
Dann kamen sie in das verdreckte eiskalte Lager, wo sie zwischen umherliegenden Leichen und in zerstörten Baracken auf halbnackte abgemagerte Menschen stießen, die starr vor Frost und Erschöpfung waren. Viele konnten nicht einmal mehr den Kopf heben. 200 von ihnen waren Kinder. Von den über eine Million inhaftierten Menschen lebten nur noch etwa 7000. Auch dieser Satz wird der Wahrheit kaum gerecht. Für etliche war die sogenannte Befreiung keine mehr: Sie haben sich von der grausamen Haft, zehrenden Krankheiten und der fürchterliche Unterernährung nicht mehr erholt und starben teilweise nur Stunden nach dem Eintreffen der Soldaten.
Die Schicksale, die bekannt wurden, erschüttern uns zutiefst und wir stehen sprachlos hier und gedenken dieser Menschen. Und wir gedenken auch all der Kinder, Säuglinge, Frauen und Männer, von denen niemand mehr weiß, die genauso gnadenlos gefangen gehalten wurden, gelitten haben und getötet worden sind.
Es gibt für all das Leid und Grauen keine Worte, keine Entschuldigung. Aber wir erinnern uns und stehen hier gegen das Vergessen.
In stillstem Gedenken. Möge Gottes Segen mit Ihnen sein.