Man kann den Herbst mögen oder nicht, in jedem Fall kann man etwas von ihm lernen.
Da stehen sie all die Bäume. Haben so viel geschafft, sind gewachsen, haben geblüht und Früchte getragen. Der Hitze, der Trockenheit, dem Hagel und dem Sturm getrotzt. Doch nun ist Herbst.
Zeit, Bilanz zu ziehen, zu sehen, was gewachsen ist.
Zeit, um manche Frucht zu trauern, die nicht reifen konnte. So viele Träume waren mit ihr verbunden. Manche Mühe und Kraft haben sie gekostet. Die Erwartungen und Hoffnungen waren groß, und doch konnten diese Früchte nicht heranreifen. Das kann ich beklagen. Vor Gott ablegen im Gebet.
Zeit, dankbar und stolz auf die reifen Früchte zu schauen, was für eine Pracht. Was zaghaft und klein begann, ist unübersehbar groß und stark geworden. Wer hätte das gedacht? All die viele Arbeit hat sich gelohnt. Oft ist es auch nicht allein mein Verdienst, wenn etwas gut gediehen ist. Das ist Segen, Gott, der seine Kraft dazu gibt. Ihm kann ich danken für seinen Segen.
Ich kann nun nichts mehr ändern, nichts mehr tun. Muss ich aber auch nicht, denn der Herbst, ist auch die Zeit loszulassen. Die Früchte, das Laub, einfach mit dem Wind fallen lassen. Es muß nichts mehr festgehalten, genährt, gepflegt werden.
Für dieses Jahr ist es geschafft. Es ist genug. Der Baum kann einfach sein. So sein, wie er gewachsen ist. Er darf für sich sein. Und in all seinen wunderbaren leuchtenden Farben steht er da. Nicht nur schön anzusehen, sondern geradezu liebenswert.
So auch ich, bin ich doch von Gott geschaffen und gewollt wie der Baum. Es ist gut, was war. Es ist genug, ich bin genug. Ich darf einfach sein im Hier und Jetzt. Fehlerhaft und fantastisch. Ablegen, was auf mir lastet. Mich freuen an dem, was gelungen ist. Nichts müssen. Nur sein, schön und liebenswert.
Und keine Sorge haben, etwas zu versäumen. Denn keine Sorge, in der Ruhe der Zeit wachsen fast unbemerkt die Knospen für das nächste Jahr.