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09.03.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 09.03.2024

G*TT (m/w/d)

„Wenn Gott kein Mann ist, kann er auch keine Frau sein, oder?“ fragte mich neulich eine Konfirmandin. Wie passend diese Frage zum Internationalen Frauentag: Auch da sind die Themen und Diskussionen weitaus differenzierter und diffiziler als einfach nur Mann/Frau. Zu Recht geht es am 8. März längst nicht mehr nur um gleiche Rechte oder Bezahlung für Frauen; es stellt sich die Frage nach weitaus mehr Geschlechtern, sexuellen Identitäten und Orientierungen.

Wenn vor 30 Jahren Frauen und Mädchen sich mitgemeint fühlen sollten, wenn Lehrer, Schüler, Konfirmanden oder Pfarrer genannt wurden, haben Mädchen und Frauen das kritisiert und hatten Erfolg: Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, Konfirmandinnen oder Schülerinnen ausdrücklich zu nennen, wenn sie denn gemeint sind.

Genauso wird heute immer klarer, dass es mit dieser Unterscheidung längst nicht getan ist und dass Transpersonen, Lesben oder Intersexuelle nicht automatisch mitgedacht und daher auch nicht unbedingt mit gemeint sind, wenn von Frauen und Männern die Rede ist. Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sind nötig, wenn wir nicht steckenbleiben wollen in der alten Falle der Bequemlichkeit und damit Gleichgültigkeit gegenüber all denen, die in unserer Gesellschaft nicht wahrgenommen oder - schlimmer noch - verachtet und benachteiligt werden.

Zurück zur Frage der Konfirmandin: Wenn schon wir Menschen so divers sind, dann muss Gott erst recht noch viel bunter und vielgestaltiger, reichhaltiger und verschiedener sein und gedacht werden. Und die unendliche Vielfalt und Fülle göttlicher Möglichkeiten könnte umgekehrt Grund und Ermutigung sein, Vielfalt und Verschiedenheit auch unter uns Menschen zu schätzen und zu feiern.

Nein, liebe Konfirmandin, Gott ist keine Frau! Die gar nicht so neue Schreibweise G*TT kann ein Versuch sein, das deutlich zu machen. Wie gut, dass dieses Wort nicht so leicht auszusprechen ist, denn in jedem Aussprechen steckt schon wieder die Gefahr des Festlegens. Und G*TT lässt sich glücklicherweise nicht festlegen.

Sabine Wittekopf, Pfarrerin