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27.08.2022 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag 27.08.2022

Gedanken zum Frieden angesichts des Krieges

Während in Niedersachsen die Ferien zu Ende gehen und viele wieder aus dem Urlaub kommen, jährt sich in der Ukraine der Unabhängigkeitstag von der Sowjetunion zum 31. Mal.

Dieser Krieg gehört seit Februar auch zu unserem Leben. Kein Tag vergeht, an dem nicht in den Nachrichten, Sozialen Medien oder Zeitungen aus den umkämpften Gebieten berichtet wird. Die Bundeswehr wird neu aufgestellt und Waffenlieferungen ganz offen diskutiert.

Für mich war eine Veranstaltung der Ev. Akademie in Blankenburg zur Haltung der Ev. Kirche im Ukrainekrieg sehr eindrücklich. Landesbischof Dr. Meyns diskutierte mit dem Friedbeauftragten der EKD, Bischof Kramer. Zwei Bischöfe mit sehr unterschiedlicher Biographie. Kramer, der als Bausoldat in der ehemaligen DDR den Wehrdienst mit der Waffe verweigert hat und Meyns, der als Austauschschüler in den USA eine andere Perspektive auf die deutsche Politik entwickelt hat. Während Kramer als Pazifist klar gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ist, hält Meyns sie als Ultima Ratio in diesem Angriffskrieg für vertretbar. Zwei Bischöfe, zwei Positionen, die sich gegenwärtig so in den evangelischen Landeskirchen finden. Vielleicht auch in aller Ambivalenz in uns selbst.

Das eigentlich Bedrückende aber ist die schleichende Gewöhnung an das Thema Krieg. Die Berichterstattungen über Gebietsverluste oder militärische Erfolge suggerieren, dass es am Ende einen Gewinner geben könnte. Doch faktisch gibt es nur Verlierer. In den letzten Monaten sind ca. 5500 Zivilisten und 10.000 Soldaten in der Ukraine und 40.000 russische Soldaten gestorben, die zahlreichen Schwerverletzten noch nicht mitgerechnet. Hinter jedem Toten stehen eine Vielzahl an Menschen, die um ihn trauern, ja die traumatisiert sind. Über 5 Millionen Ukrainer sind auf der Flucht. Wie viel Versöhnungsarbeit liegt wohl noch vor uns? Frieden ist aus christlicher Sicht so viel mehr als Verzicht auf militärische Gewalt. Er geht einher mit Recht und Gerechtigkeit. Frieden setzt bei mir selbst, meiner Sprache und Bildern an, die im Anderen nicht den Feind sehen. Leben wir doch als Christen aus der Rechtfertigung, dem Frieden mit Gott.