„Macht Gott eigentlich auch Urlaub?“ fragte mich neulich eine Konfirmandin.
Was steckt wohl hinter dieser Frage, fragte ich mich und hakte nach: Darf Gott denn Urlaub machen? Und braucht Gott überhaupt Urlaub so wie wir Menschen? Und wieso stellen wir uns Gott überhaupt immer so sehr menschlich vor: mit Händen und Augen, mit Zorn und dem Bedürfnis nach Urlaub?
So redet ja schon die Bibel: „Gott ruhte am siebten Tag von allen Werken“ heißt es schon vor fast 3000 Jahren in der Schöpfungsgeschichte. Sechs Tage arbeitet Gott, schuftet und schafft, macht Licht und Meer, Bäume und Kriechtiere und sogar Menschen. Und dann am siebten Tag, ganz wie wir Menschen, macht Gott eine Pause. Ruht und betrachtet das Geschaffene. Freut sich an dem, was da geworden ist.
Ganz menschlich scheint auch Gott Erholung und Zeit zur Muße zu brauchen. Möchte das Leben genießen, im Garten Eden sitzen und spazieren gehen, ausschlafen und die Seele baumeln lassen. „Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn“ heißt es in der Bibel, weil es ein Ruhetag ist. Weil das Leben nicht nur aus Schaffen und Arbeit besteht, nicht nur zum Leisten und Produzieren gedacht ist. Ein Segen ist der siebte Tag, ein Segen der Urlaub, weil das Leben ein Fest sein sollte mit Lachen und Leidenschaft, mit Freude an dem, was wir tun und sind.
Wenn das für uns Menschen so ist, dann muss das bei Gott wohl ganz ähnlich sein, oder? Vielleicht reden wir Menschen deshalb so menschlich von Gott, weil wir den Urlaub und die Ruhe und den siebten Tag der Woche brauchen für ein gutes Leben. Weil Urlaub und Ruhe und Nichtstun ein Segen ist. Ja, ich bin sicher, dass Gott auch Urlaub macht. Und am Sonntag frei, ganz so wie es in der Schöpfungsgeschichte steht. Vielleicht sogar noch mehr: Vielleicht ist Gott Urlaub, Sonntag, Ruhe für die Seele. Was denkst Du, liebe Konfirmandin?