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26.10.2022 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Luther heute? ...

Aufbrechen und Neues wagen

505 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine Kirche erneuern wollte. Mit Mut und Überzeugung schlug er seine Thesen an die Kirchentür. Luther war kein Held. Seine Äußerungen waren nicht immer von Nächstenliebe geprägt, sondern trugen in den letzten Jahrhunderten zu unzähligen Verbrechen bei. Luther war ein Streiter. Er hat für seine Sache gekämpft, weil er davon im tiefsten Innern überzeugt war. Es war eigentlich nichts Besonderes etwas an die Kirchentür zu nageln, denn dieser Ort diente den Menschen früher gewissermaßen als ‚Schwarzes Brett‘. Entscheidend war also nicht, dass Luther seine Thesen veröffentlichte, sondern was er damit angestoßen hat.

Wenn ich heute vor großen Kirchentüren stehe, dann sind sie leer. Kein Zettel hängt daran. Alles wird ordentlich in Schaukästen neben dem Eingang angepinnt. Niemand würde es wagen etwas an die Tür zu hängen, und wenn doch, dann ist es genauso schnell wieder abgerissen. Das sind doch nur Schmierereien, sagt man. Ernst genommen werden solche Zettelbotschaften vermutlich nicht mehr. Dabei würde ich mir so sehr wünschen, dass Menschen mehr über Kirche streiten. Dass wir für eine bessere Kirche kämpfen und uns gegenseitig erzählen, was wir brauchen. Dass unsere Türen nicht leer bleiben, sondern Orte des Austauschs werden. Es nützen auch keine Analysen und Statistiken über Kirchenaustritte oder Stellenkürzungen beim Personal. Entscheidend ist, dass ich das Gefühl habe, Kirche ist für mich da und ich kann mitgestalten.

Vielleicht ist es auch nicht der richtige Weg darauf zu warten, dass jemand kommt und seine Meinung an die Tür klebt. Kirche sollte hinausgehen in die Welt. ‚Mit leichtem Gepäck‘ heißt es neuerdings im Zukunftsprozess der Ev.-luth. Landeskirche Braunschweig. Aufbrechen und Neues wagen. Jetzt ist die Zeit für Veränderungen. Auch Luthers Thesen haben nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen. Das wird wenn die Kirchen es ernst meinen auch heute zu verletzenden Abschieden führen. Nur dann ist es möglich neu anzufangen. Reformieren kann und sollte man immer. Seien Sie dabei und mutig. Ich bin sicher, dass die Pfarrer:innen in Braunschweig ihre ‚Türen‘ nun etwas genauer im Blick haben werden.

Fotos: Pixabay