Was bedeutet eigentlich dieses „büßen“? fragte mich neulich eine Konfirmandin. Bestraft werden? Wieder gutmachen? Bezahlen? Ja, so etwas in der Art. Und das interessierte mich dann doch genauer, ich suchte im Herkunftswörterbuch und fand neben diesen Bedeutungen auch „bessern, nützen, heilen“.
Mir fiel das Bußgeld wieder ein, das ich vor einiger Zeit bezahlen musste, weil ich in der 30er-Zone mit 37 km/h unterwegs gewesen war. Ein bisschen zu schnell, das gebe ich zu. Ich habe das Bußgeld auch sofort widerspruchslos bezahlt. Hatte ich damit schon gebüßt? Strafe bezahlt, das sicher und zu Recht, aber gebüßt? Habe ich mit den 30 Euro irgendwas besser gemacht, wieder gutgemacht?
Für Martin Luther gehört zur Buße auch „gläubige Reue“, ein Sinneswandel. Wahrscheinlich heißt deshalb das Bußgeld auch nicht Strafzahlung, denn ich soll ja eben möglichst nicht morgen wieder zu schnell fahren und mir dabei ausrechnen, wie viel Strafe ich bereit bin, dafür in Kauf zu nehmen. Das Bußgeld ist auch keine lukrative Einnahmequelle der Stadt, wie manche meinen, die sich lautstark darüber empören, wie teuer ihr Falschparken oder schnell noch bei Rot über die Ampel huschen wieder war.
Büßen kommt von „bessern“, es soll nützen, heilen und verändern. Das ist gar nicht so leicht; schwieriger jedenfalls als einfach eine möglichst gerechte Strafe zu zahlen. Deshalb gibt es ja den Buß- und Bettag immer noch als religiösen Feiertag: Wer dran glaubt, kann Gott dabei zu Hilfe rufen, denn mit einer ernstgemeinten Vergebungszusage lässt es sich viel leichter neu und anders anfangen, so dass die Buße nützt und heilt und verändert. Wer nicht dran glaubt, muss es alleine schaffen, was ja sicher auch möglich ist.
Ach, und ursprünglich, liebe Konfirmandin, sind Bußtage nicht für die kleinen, privaten Vergehen sondern für die großen gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Fehlentscheidungen und Entgleisungen gedacht. Den Bußtag auch als staatlichen Feiertag wieder einzuführen, wäre daher sicher keine schlechte Idee.