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04.04.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 06.04.2024

Schönheit ...

Mal ganz ehrlich: Wer schaut morgens in den Spiegel und denkt: „Alles an mir ist perfekt. Ich bin rundum zufrieden?” Ich denke, dass so etwas eher selten vorkommt. Mir fallen im Spiegel als Erstes die Dinge auf, die mir nicht gefallen.

Ich sehe bei anderen oft das, was ich gern hätte. Und das Verrückte ist, dass die anderen genauso zurück schauen und scheinbar beneidenswerte Eigenschaften entdecken, die sie gerne hätten. Dabei heißt es doch in der Bibel auch: Man soll sein eigenes Licht nicht unter den Scheffel stellen. Verpasse ich Gott zu danken für das Schöne an mir? Natürlich nicht aus Arroganz, sondern weil ich glücklich darüber bin, sein Ebenbild zu sein. Stelle ich womöglich Gottes Werk in Frage, wenn ich seine schöpferische Kreativität von mir weise? Er lädt mich doch dazu ein, mich zu freuen an dem, was er erschaffen hat. An mir selbst und Dir.

Versuchen Sie mal einen ganzen Tag lang aufmerksam dafür zu sein, was Ihnen Schönes begegnet, in sich selbst und dem was um Sie herum geschieht. Erstaunlich wie viel man sonst einfach übersieht. Vielleicht auch, weil Jammern und Klagen so viel akzeptierter ist.

Es kostet Kraft positiv zu bleiben, gegen alle äußeren Umstände – auch in Kirche. Und gleichzeitig will ich mich nicht unterkriegen lassen von den Untergangsszenarien und Strukturveränderungen! Möchte weg von dieser Defizit-Kommunikation. Wir dürfen den Blick nicht verlieren für das, was gelingt. Für all die wunderbaren Begegnungen und Momente, die an kirchlichen Orten entstehen.

Das Schöne findet sich im aufmerksamen Miterleben dieser Schöpfung, in Dir und mir. Im gemeinsamen Glauben an einen Gott, der es von Anfang an gut mit uns gemeint hat. Denn Gott sah, dass es gut war.

Wenn Gott keinen Sinn für Schönheit hätte, dann gäbe es keine hauchzarten Kirschbaumblüten oder fantasievoll gemusterte Schmetterlinge. Auch mein Lächeln im Spiegel zeigt das Kostbare, das Gott mit mir teilt: seine Freude, die auch mich schön macht.

(Bild von Richard Duijnstee auf Pixabay)

Beitrag von Dr. Vanessa Viehweger, Pfarrerin in St. Martini