Auf meiner Fensterbank grünt es. Kleine Gewächshäuser stehen nebeneinander im Sonnenlicht. Aus dunkler Anzuchterde sprießen erste Triebe, feine Blätter recken sich dem Licht entgegen. Manche Pflänzchen zeigen sich noch gar nicht, andere sind schon nach wenigen Tagen in die Höhe geschossen. Rund 70 Sorten warten darauf, in den Garten umzuziehen: Flaschenkürbis, Reisetomate, Paprika, Aubergine und Chili.
Die Samen stammen teils aus eigener Ernte, teils aus Geschenken von Freundinnen oder von der Braunschweiger Saatgutbörse. Denn was wächst, lebt vom Teilen. Vielfalt braucht Gemeinschaft. Bald kommt auch der Altmärker Braunkohl in mein Beet – eine fast vergessene Sorte aus unserer Region. Wie schön, wenn altes Saatgut neu zum Leben erwacht.
Ein Kirchenlied erinnert mich daran: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt. Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.“
Jedes Frühjahr bezeugt es: Das Leben findet seinen Weg. Was stirbt, ist nicht verloren – es verwandelt sich. Denn die Liebe bleibt!
Für mich zeigt sich diese Liebe darin, dass wir einander Samen und Pflänzchen schenken, dass wir unsere Ernte teilen – und uns geben, was wir zum Leben in dieser Stadt brauchen.
Jesus sagt: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn, das in die Erde fällt, nicht stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, trägt es viel Frucht.“ (Joh 12,24)