Suche

Nachricht

04.05.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 04.05.2024

Gemeinsam vespern.

Stellen Sie sich vor Sie stehen am Meer. Der Wind weht durch die Haare, es riecht nach Salzwasser und die Wellen schwappen stoisch über den Sand hin und wieder zurück.

Man hat den Eindruck man steht auf einer einzigen festen Masse, direkt am Wasser. Der Sand ist dort fest und gehört zusammen, dabei besteht er aus tausenden kleinen Körnern, die man unmöglich zählen kann. “Wie Sand am Meer” sagt man und meint damit eine große Menge, meistens Geld aber auch Ansammlungen von Menschen.

Ich finde Sand eine erstaunliche Masse. Besonders wenn man am Strand diese großartigen Figuren bestaunen kann, die mit ein wenig Wasser felsenfest zu halten scheinen. Und es erinnert mich daran, dass ein einzelnes Sandkorn eben nicht allein auskommt. Es braucht dafür aber Millionen, um eine solche Skulptur zu bauen. Ein wenig ist das so wie bei uns Menschen, allein sind wir zu wenig. Es braucht unseren Zusammenhalt, wenn es um tolle Projekte geht. Andernfalls sind wir wie ein einzelnes Sandkorn im Auge, auch mal lästig und werden zur Seite geschoben. Wenn wir uns darauf besinnen, dass wir gemeinsam viel mehr schaffen können, dann braucht es auch viel weniger Kraft.

Vielleicht wird es ein wenig so, wenn wir vom 3.-17.5. die Vesperkirche in Martini haben. Anstelle des Wassers, das den Sand zusammenhält, haben wir Kaffee zum trinken und essen gemeinsam mit allen, die kommen mögen.

Und auch sonst im Leben ist es gut, wenn ich mich an die Masse der einzelnen Sandkörner erinnere. Ich muss nämlich nicht immer alles allein schaffen. Denn, dass wir Menschen gegenseitig auf uns achten und uns sorgen, das liegt nicht allein an uns. Da gehört auch Gottes Liebe für jede:n dazu. Sie erinnert uns daran, dass es um mehr geht als das eigene Vorankommen. Dass die Konzentration auf Egoismus letztlich unser Leben zerbröseln lässt, wie die Sandfiguren, wenn das Wasser vertrocknet. Gott hält uns mit seiner Liebe zusammen, auch beim Vespern in St. Martini.

Gesicht aus Sand geformt (von Viola auf Pixabay).

Beitrag von Dr. Vanessa Viehweger, Pfarrerin in St. Martini