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01.03.2022 Kategorie: Propstei

Monatsspruch März 2022

Hört nicht auf zu beten und zu flehen!

Gedanken zum Monatsspruch März 2022 von Propst Lars Dedekind

Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.  -  Eph 6,18

Etwas beständig tun, nicht aufzuhören, das kann kraftzehrend sein. Falsch verstanden kann diese Aufforderung schnell zur Überforderung werden.

Noch etwas, was ich tun soll?!

Und schon blocke ich ab. Höre nicht mehr zu. Lese nicht weiter. – Das aber wäre bedauerlich, denn tatsächlich ist das, was kommt ja keine Last, sondern eine Entlastung. Die Aufforderung zum ständigen Gebet wäre als zu erfüllende Pflicht völlig falsch verstanden. Es geht nicht um etwas, dass ich noch zusätzlich tun muss, leisten soll. Nein, es ist vielmehr die Einladung zur Bewusstwerdung der Gegenwart Gottes.

Gott ist bereits da. Er ist schon in meinem Leben, lange bevor ich meine Hände zum Gebet falte. Er ist da – verlässlich, beständig, in den guten und in den schweren Momenten. Gott teilt meine Freude und mein Leid. Gott ist an meiner Seite, wo ich sonst allein und verlassen bin. Gott hilft mir in meinem Handeln und Tun. Und Gott trägt mich, wo meine Kraft nicht mehr reicht. Auch da, wo ich scheitere, ist Gott bei mir und hält mich. So erzählen es zumindest die Geschichten der Bibel.

Und ich? Erlebe ich Gottes Gegenwart in meinem Leben?

Wenn ich diese Frage zurzeit mit Nein beantworte, dann gilt der Monatsspruch aus dem Epheserbrief gerade mir. Es ist wie mit einem Radiosender der sein Programm rund um die Uhr in den Äther schickt, dessen Sendung ich aber nur empfangen kann, wenn ich die richtige Frequenz einstelle. Um Gottes Gegenwart wahrzunehmen, darf diese nicht verschüttet sein unter all dem, was mich sonst gerade bewegt, sondern ich bin eingeladen, mir mitten im Leben kleine Bewusstseinsmomente der Gegenwart Gottes zu schaffen. Ich öffne mich und meinen Geist für Gott und gebe ihm in meinem Leben Raum. Ich lasse einfach den Gedanken zu, dass Gott ist. Dass Gott jetzt ist. Dass Gott immer ist.

Ob ich wache oder schlafe, ob ich lache oder weine, Gott ist um mich und in mir. Jeder Augenblick ein Geschenk Gottes! So durchs Leben zu gehen, schenkt mir eine neue Wachsamkeit oder, wie wir es heute wohl eher sagen würden, Achtsamkeit!

Ich werde wach und achtsam für das, was mich umgibt. Ich nehme meine Umwelt und mich selbst neu wahr. Ich erkenne, dass ich nicht auf mich allein zurückgeworfen bin, sondern in Verbindung stehe mit allem, was ist, durch Gott. Diese Erkenntnis lässt mich nicht mehr nur nach meinen Bedürfnissen streben und befreit mich auch von mancher selbstgemachter Last, weil ich nun neu fragen kann und sortieren darf: Wo will ich mich einbringen? Wovon möchte ich mich frei machen? Was bringe ich als bewusstes Anliegen im Gebet vor Gott?

Vielleicht mögen Sie es in diesem Monat ausprobieren und sich der Gegenwart Gottes im Gebet vergewissern? Vielleicht liegt Ihnen eine schwere Last auf der Seele oder auf dem Herzen, die sie im Gebet Gott überantworten dürfen? Vielleicht gewinnen Sie im Gebet Kraft und Orientierung, Trost und neue Zuversicht.

Nicht als Last, sondern als befreiendes Angebot:

Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen.  -  Eph 6,18

Ihr

Lars Dedekind, Propst

Harrt aus und bittet für alle Heiligen.