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15.05.2025 Kategorie: Propstei

„Wir Frauen in den 90-er Jahren

wollten es doppelt gut machen“

24 Jahre war Wiltrut Becker Pfarrerin der Stöckheimer Kirchengemeinde „Zum Heiligen Leiden Christi“, jetzt geht sie in den Ruhestand. Eine der dienstältesten Pfarrerinnen Braunschweigs wird am Sonntag, 29. Juni, um 15 Uhr von Propst Lars Dedekind verabschiedet. Nachfolgerin Rebekka Gottwald beginnt ihren Probedienst am 1. Juli.

24 Jahre an einem Ort – das ist für Wiltrut Becker eine lange Zeit, denn: „Eigentlich bin ich eine Wandererin.“ Das spiegelt sich in ihrem Lebenslauf wider: Kindheit in Groß Elbe bei Salzgitter, Studium in Marburg und Berlin mit anschließendem Vikariat, Probedienst in Heidelberg, Pfarrerin in Groß Brunsrode, im Augustinum, in der Studierendengemeinde Braunschweig und in Leipzig. Und auch die Planungen für die Zukunft mit dem Umzug nach Berlin und längeren Aufenthalten in den USA und Frankreich versprechen Umbrüche.

Die ersten Berufsjahre waren für die junge Theologin nicht leicht, eine Pfarrerin war damals schließlich eher noch eine Ausnahme und nicht überall gleich akzeptiert: „Wir Frauen in den 90-er Jahren wollten es doppelt gut machen und konnten schlecht Grenzen setzen“, sagt Wiltrut Becker rückblickend. Doch sie hat ihren Beruf geliebt - vor allem die intensiven Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen. Dafür stand das Private oft hintenan. „Es ist der Preis des Glücks so viel unter einen Hut zu bringen“, sagt die dreifache Mutter.

Während ihrer Amtszeit wurde in Stöckheim nicht nur ein neues Pfarrhaus errichtet, sondern auch ein Gemeindehaus mit einem großen Saal, der sich mit Terrasse und Garten zur Oker öffnet, ein lebendiges Forum für Stöckheim, für Gruppen, Ausstellungen und Konzerte. Begrenzt wird der Garten von der alten Dorfkirche, sie gibt den geistlichen Ton für diesen spirituellen Raum über der Oker. Umgesetzt wurden die ehrgeizigen Pläne zusammen mit dem Kirchenvorstand. „Es braucht ein paar coole Mitstreiter und Leute, die sagen, wir machen das“, sagt Wiltrut Becker.

Angesichts der Herausforderungen, vor der die Kirche künftig steht, werden Ehrenamtliche ihrer Einschätzung nach künftig noch mehr gebraucht. Wichtig sei es dabei, die Verantwortlichkeit der Ehrenamtlichen auf Gemeindeebene zu erhalten. Denn: „Die Leute engagieren sich da, wo sie etwas zu sagen haben, wo sie ihre Ideen verfolgen und umsetzen können.“

Bei den derzeit anstehenden Zentralisierungen sollten nach Einschätzung der 64-Jährigen einzelne kirchliche Aufgaben an dem Ort bleiben, der sich dafür besonders eignet – so bietet sich das Gemeindehaus Stöckheim als kultureller Spot an. Andere Aufgaben – etwa Seniorenarbeit oder Konfirmandenunterricht - können an anderen Orten besser aufgehoben sein. „Eine Gemeinde ist schließlich schon lange kein Gemischtwarenladen mit einem Komplettangebot“, so Wiltrut Becker.