Die Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ (IKDR) tritt seit Jahren der Verharmlosung menschenverachtender und rechtsextremer Haltungen entgegen. Jetzt hat die Initiative eine 60-seitige Broschüre herausgegeben mit dem Titel „Wir müssen mal nach dem/n Rechten sehen!“. Sie soll als Arbeitshilfe für die Arbeit in Kirchengemeinden dienen, für Schule und Konfirmandenunterricht. „Wir müssen die Sprachlosigkeit überwinden und wollen Gemeinden und Kirchenvorstände für dieses Thema sensibilisieren und bei Auseinandersetzungen unterstützen“, sagt Klaus Burckhardt, Ruhestandspfarrer und früherer Oberkirchenrat der EKD (Evangelischen Kirche Deutschland). Er gehört zu den Aktiven der IKDR in der braunschweigischen Landeskirche mit dem Motto: „Unser Kreuz hat keine Haken“.
Auch Pfarrerin Kerstin Drömann engagiert sich in der IKDR. Sie unterrichtet Religion an zwei Fachschulen für Sozialpädagogik. An einem Standort wurde kürzlich ein dreitägiges Courage-Training des DGB zum Thema Rechtsextremismus angeboten, weitere derartige Projekte sollen folgen. „Die Schülerinnen und Schüler sind diesen Fragen gegenüber offen“, hat Kerstin Drömann festgestellt. Und sie interessieren sich sehr dafür, in welcher Welt sie künftig leben werden und welches Menschenbild dort vorherrscht. Der Pfarrerin ist es wichtig, dass alle die eigenen Lebens- und Arbeitsräume mitgestalten können, menschenfeindliche Einstellungen dürften sich in der Gesellschaft nicht durchsetzen. Denn, so Kerstin Drömann: „Die Würde des Menschen ist unantastbar oder christlich ausgedrückt: Wir alle sind Geschöpfe Gottes.“
Klaus Burckhardt macht das Engagement des IKDR vor allem an Beispielen fest. So hat das Team der IKDR einem Pfarrerehepaar in Lehre den Rücken gestärkt, als in dem Dorf eine Veranstaltung der AFD geplant war. „Hier gab es eine klare anlassbezogene Beratung“, sagt Burckhardt. Mit Konsequenzen. So hat das Pfarrerehepaar vor der AFD-Veranstaltung einen thematischen Gottesdienst gefeiert, eine Wissenschaftlerin hat einen Vortrag zum Thema Rechtsextremismus gehalten, eine Demonstration wurde organisiert. „Ziel war eine Stärkung des zivilen Widerstands in der Region“, so Burckhardt.
Die IKDR wurde auch aktiv, als Rechtsextreme einen Kirchenraum für einen Propagandafilm nutzten, um völkische Inhalte zu vermitteln. Ein kleines Dorf im Ostharz, in dem sich die völkische und antisemitische Anastasia-Bewegung angesiedelt hat, hat die IKDR ebenfalls unterstützt. Sie hat Workshops veranstaltet, die sich an Jugendliche, Ehren- und Hauptamtliche in den Gemeinden richteten. Darüber hinaus bestehen Pläne, einen Treffpunkt für Landfrauen und Bildungsangebote einzurichten. „Wir nehmen ein großes Engagement verschiedener Akteure wahr, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen“, sagt Kerstin Drömann. „Jeder Beitrag hilft.“
Die Arbeitshilfe kann zum Preis von 5,50 Euro bei der Propstei bestellt werden unter braunschweig.pr@lk-bs.de