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20.03.2024 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, den 23.03.2024

An den Wegesrändern strahlt die Blütenpracht. Weiße, pinke und violette Blüten strecken sich in den Himmel. Bienen und Hummeln fliegen durch die Gärten. Die ersten Schmetterlinge sind schon zu sehen. Vor allem haben es mir Magnolien angetan. Wenn ich eine sehe, muss ich vor ihr stehen bleiben und ihre Schönheit bewundern. Jedes Jahr fiebere ich mit, ob sie den Frost überstehen. „Magnolienschmerz“ nennt der Schauspieler Joachim Meyerhoff die Melancholie, wenn die Magnolien dem Frost nicht trotzen können.

Nicht nur die Magnolien an den Wegrändern haben sich für den Frühling zurecht gemacht: Überall blüht und summt es. Selbst an den unwirklichsten Orten hält der Frühling Einzug.

Neulich habe ich das Grab meiner Großeltern besucht. Der ganze Friedhof war ein einziges Blütenmeer. Narzissen und Tulpen bedeckten die Grabstätten. Zwischen den Schildern summten die Bienen. Auf den Bäumen kletterten Eichhörnchen. Es war wenig Schmerz zu spüren, eher eine ausgelassene Heiterkeit. Das hätte meine Großeltern gefallen, denke ich mir.

Das Leben ist weitergegangen. Irgendwie. Trotz des Schmerzes,  wegen des Schmerzes. Noch vor einem Jahr hätte ich das nicht für möglich gehalten. Aber jetzt bin ich sicher: Das ist die Kraft von Ostern, die Kraft der Auferstehung: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden“, heißt es im Lukasevangelium.

Sie sind nicht hier. Sie sind auferstanden. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir werden uns wiedersehen, dermaleinst, im Magnolienmeer.

Die Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae), zu der neben den verschiedenen Magnolien auch der Tulpenbaum (Liriodendron) gehört, ist nach heutigem Kenntnisstand die älteste Blütenpflanzen-Familie der Erde.

Beitrag von Johanna Klee, Pfarrerin