Endlich Urlaub! Das hieß es jetzt für Teilnehmer einer Erwachsenenfreizeit der evangelischen „MIT UNS Gemeinde“, ihr Ziel: Papenburg im Emsland. Mit dabei waren 22 Frauen und Männer mit geistigen und körperlichen Behinderungen, begleitet von Ehrenamtlichen, Teamern, einem FSJler und zwei hauptamtlichen Kräften. „Für die Teilnehmer ist die fünftägige Fahrt das Highlight des Jahres“, weiß Pädagoge Lutz Vahldiek, der die Fahrten seit zehn Jahren organisiert. „Sie wollen raus.“ Anderen Menschen begegnen, neue Orte kennenlernen – das ist nach der Corona-Pandemie vor allem für Behinderte sehr wichtig. „Die meisten haben die Pandemie nur in ihren Wohngruppen und in den Werkstätten verbracht“, sagt Vahldiek.
Entsprechend groß war die Vorfreude. „Ich freue mich riesig, dabei zu sein“, sagte etwa Heidi Keßler vor der großen Fahrt. Spaß macht der jungen Frau an den Freizeiten einfach alles: das Treffen mit Leuten, die Unterhaltung, die Spiele, die Gemeinschaft. Auch Aron Schilling und Lilly Mardner sind mit Begeisterung dabei. Die beiden haben ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Gemeinde absolviert und kommen jetzt nicht nur zu den Gruppentreffen, sondern begleiten die Freizeiten auch als Ehrenamtliche. „Das ist wie ein Urlaub mit Freunden“, sagt Aron Schilling. Ihn beeindruckt vor allem, wie überglücklich die Teilnehmer sind und wie viel Lebensfreude sie ausstrahlen: „Sie haben richtig Spaß am Urlaub.“ Und Lilly Mardner ergänzt: „Die Leute sind einfach cool.“
Für die „MIT UNS Gemeinde“ sind die mehrtägigen Fahrten ein Schwerpunkt der Arbeit. „Die Freizeiten sind für uns neben den regelmäßig stattfindenden Gruppen ganz wichtig“, sagt Vahldiek. Auch zwei Wochenend-Fahrten gehören alljährlich mit zum Programm. Dafür werden immer wieder neue Ziele gewählt, mal geht es nach Duderstadt, mal nach Celle, dann nach Wernigerode und jetzt nach Papenburg. Ganz wichtig: Die Unterkünfte müssen barrierefrei und erschwinglich sein.
Jede Freizeit hat einen pädagogischen Hintergrund, dazu gehören Übungen zur Teambildung und zur Selbsterfahrung, das kann eine Kanutour oder – besonders beeindruckend - ein Besuch der Kletterarena in Bad Sachsa. „Beim Klettern waren sogar Rollifahrer dabei“, erzählt Vahldiek. Künftig will er auch Bildungsangebote mit ins Programm aufnehmen, beispielsweise einen Besuch im Konzentrationslager in Bergen-Belsen oder Informationen über den Klimawandel. Doch auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen: Neben Spieleabend gehört auch immer eine Disko dazu.
Dass das Konzept ankommt, haben die zahlreichen Anmeldungen für die Fahrt nach Papenburg bewiesen, die in Kooperation mit der Evangelischen Stiftung Neuerkerode stattfand. Allerdings konnten nicht alle Interessenten berücksichtigt werden konnten. „Ich war leider nicht dabei“, bedauert Svenja Winkler. Doch für die Freizeit im nächsten Jahr will sie sich einfach früher anmelden.