Davor und Danach
Machen wir uns auf. Auf den Weg durch den Advent. Was da nicht alles „vor Weihnachten“ noch zu erledigen ist. Andere bestehen darauf: „Das machen wir aber bitte nicht mehr vor Weihnachten.“ Es ist eine eigene Zeitrechnung, es gibt ein Davor und ein Danach.
Dabei sind viele von uns durchaus mühsam unterwegs. Erschöpft. Verärgert über das, was in unserem Land nicht gut läuft. Verunsichert wegen all der Gewalt, der Zerstörung, der Despoten und des Hungers in der Welt. Verstört über das, was mir selbst in der Familie, mit den Freunden, nicht gelingt. Abgestumpft. Resigniert.
Und so gehe ich den Weg durch den Advent auf Weihnachten zu. Mit teils schwerem Gepäck. Was kommt mir da entgegen? Erinnerungen und meine eigenen Wünsche. Was ist meine tiefste Sehnsucht? Wonach sehne ich mich? Vielleicht nach Versöhnung, nach liebevoller Nähe, überraschender Hoffnung und standhafter Zuversicht, dass, obwohl es schlecht aussieht, es am Ende doch noch gut wird.
Und wonach sehnt sich wohl der Mensch, der mit mir unterwegs ist? Gesehen zu werden. Ein gutes Wort zu hören. Jemand, der tatsächlich hören will, wie es geht. Brot, frisches Wasser und ein Dach über dem Kopf.
Da ist viel gewonnen, wenn ich wieder weicher, empfindsamer werde für meine eigene Sehnsucht. Und dabei auch den Menschen neben mir im Blick habe.
Die Advents- und Weihnachtszeit verändert uns. Insofern gibt es auch jenseits von allen Terminen und Erledigungen ein Davor und Danach. Denn Gott selbst kommt uns entgegen. Er kommt behutsam, anders als von mir erdacht.
Es kommt ein Gott, der mich sieht. Der mir schweres Gepäck abnimmt. Der für diese Welt Frieden will. Und so hoffe ich, dass ich auch in diesem Advent Schweres ablegen kann, Streit schlichten, mich zur Mitmenschlichkeit verführen lassen kann, Atem holen kann und nach Weihnachten weicher, zuversichtlicher und vergnügter bin.

