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24.10.2025 Kategorie: Propstei

„Wir sollten groß denken“

Anstehende Strukturreformen der evangelischen Kirche: Es muss ein krasser Wandel gestaltet

Wie kann die Zukunft der evangelischen Kirche aussehen? Wie lassen sich Strukturreformen umsetzen, die viele wegen sinkender Mitgliederzahlen, rückläufiger Kirchensteuern, weniger Pfarrerinnen und Pfarrer und anderer Probleme für dringend erforderlich erhalten. Über einen wichtigen Punkt der Reformen, eine Zentralisierung von Gemeinden mit künftig 10.000 bis 15.000 Mitgliedern, berät die Landessynode der braunschweigischen Landeskirche im November. Im zweiten Teil einer kleinen Serie erklären Landessynodaler Kai Florysiak und Dr. Ralf Saborowski, Mitglied im Propsteiverbandsvorstand, ihre Sichtweise.

Nach Ansicht von Kai Florysiak ist jetzt, „in einer Zeit der relativen Stärke“, der richtige Zeitpunkt, sich auf den Weg zu machen und kirchliche Strukturen anzupassen. „Wir sollten groß denken und uns fragen, wie wir uns künftig aufstellen und wie wir Angebote gestalten wollen“, sagt Florysiak. „Jetzt haben wir noch Handlungsspielraum.“

Er erwartet, dass sich der Blick auf Kirche und Pfarrer massiv verändern wird und es künftig mehr Christen braucht, die bereit sind mitzugestalten und „ihre Gaben einzubringen“. Er hält multiprofessionelle Teams für notwendig mit Pfarrern, Seelsorgerinnen und Mitarbeitern der Diakonie sowie mit Bauexperten und Verwaltungsprofis mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund - und zwar haupt-, neben- und ehrenamtlich. „Es ist der Punkt, an dem Menschen die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen“, so Florysiak. „Das ist eine Riesen-Chance.“ Doch die Veränderungen seien sicher auch schmerzlich.

Ralf Saborowski, Vorsitzender des Kirchenvorstandes in St. Magni, ist von dem Zwang zu Reformen ebenfalls überzeugt: „Wir müssen einen krassen Wandel gestalten, die Notwendigkeit ist ganz objektiv gegeben und jetzt müssen wir das Beste daraus machen.“ Da die Reformen unumgänglich seien, will er sich bei den Veränderungen aktiv mit einbringen, mitdenken und gestalten. „Ich sehe eine große Chance darin“, sagt Saborowski.

Eine große Herausforderung ist seiner Meinung nach, dass es trotz der anstehenden Zentralisierungen auch künftig eine lebendige Kirche vor Ort gibt und dass sich Menschen in größeren Einheiten weiterhin engagieren. „Das Ehrenamt spielt in den kommenden Jahren eine größere Rolle, schließlich muss kirchliches Leben organisiert werden.“

Angesichts eines nachlassenden Zusammenhalts in der Gesellschaft habe die Kirche eine wichtige Funktion für unser Zusammenleben, betont Florysiak: „Sie kann Menschen zusammenbringen.“ Jeder könne mit seinen Sorgen und Nöten kommen. Ralf Saborowski ist optimistisch, dass das auch künftig der Fall sein wird: „Ich glaube, dass wir weiterhin kirchliches Leben haben werden.“

Dr. Ralf Saborowski

Kai Florysiak