Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Kindheit nicht. Der viel beschworene Zusammenhalt vergangener Tage nicht und auch nicht die Zeit, in der es noch keine Handys gab. Rückblickend kommen mir meine Kindertage wie ein Leben im Paradies vor. Grenzenlose Freiheit. Probleme, die aus heutiger Warte lächerlich erscheinen. Aber hätten Sie mich damals gefragt, ob ich glücklich bin? Ja, hätte ich vielleicht geantwortet, das kommt vor.
Und der Zusammenhalt? Eine Zeit, in der man sich noch gesehen hat. Die Solidarität damals gegenüber der kalten Gesellschaft heute. Mein Eindruck ist, das haben längst nicht alle erlebt und manche Nähe ist auch beklemmend. Aber sicherlich - es kam vor!
Für diese rückwirkende Beschönigung von eigenen oder kollektiven Erinnerungen gibt es das schöne Wort ‚Verklärung‘. Wer vergangene Zeiten in rosarotem Licht betrachtet, verliert dabei häufig seine eigene Veränderung aus dem Blick oder vereinfacht komplizierte Geschehenszusammenhänge.
Als Jesus mit dreien seiner Schüler auf einen hohen Berg stieg, wurde er vor ihren Augen ‚verklärt‘. So übersetzt Luther. Gemeint ist, dass sich sein Aussehen veränderte. Er begann zu leuchten. Doch was wäre, wenn in diesem Moment genau das geschehen wäre, was wir heute unter Verklärung verstehen? Eine Beschönigung.
Vor den Augen der Jünger würde Jesus von dem Lehrer, mit dem sie ihr Leben teilen, ein makelloser Schönling, wie ihn Renaissancemaler ersannen. Aus dem nahbaren Menschen ohne Berührungsangst, wird der gottgleiche Christus, der für unsere Sünden gestorben ist.
Wahrscheinlich hätten sich die Jünger ungläubig angeschaut, laut gelacht und nicht für möglich gehalten, dass so etwas mit Jesus geschehen könnte. Sie kannten ihn zu gut. Er war zu sehr einer von ihnen. Doch manchmal gab es halt diese Momente, in denen er zu leuchten begann und das war etwas Besonderes. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Manchmal sind es auch nur Augenblicke.
Sieht goldig aus, aber ...