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15.05.2025 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 17.05.2025

Fragen wir noch?

Was ist Ihnen lieber? Eine nervige Frage oder eine vorschnelle Antwort? Wissensdurst ist ein angeborener Instinkt. Kinder lernen den Lauf der Welt über Warum-Fragen und in der Forschung bringt das Fragen nach Ursächlichkeiten neuen Fortschritt. Unser Frage-Verhalten hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Wer früher eine Frage hatte, der ging zu einem Bekannten, der sich damit auskannte oder recherchierte in der Bücherei. Heute übernehmen die Recherchearbeit meist Suchmaschinen wie Google und die KI hat auf fast alles nicht nur eine schlaue Antwort, sondern auch gleich einen ausgearbeiteten Vortrag parat.

Die digitale Informationsflut liefert uns jede Menge Antworten, auf Fragen, die wir uns gar nicht gestellt haben. Unser Gehirn füllt sich mit Hintergrundwissen über Sport, Ernährung, Beautyprodukte und vieles mehr, sodass oft gar keine Muße zum aktiven Fragen-stellen bleibt, sondern einfach nur Antworten aus Podcasts aufgesaugt und in den sozialen Medien runtergescrollt werden. Was ist aus unserer ganz normalen Frage-Antwort Kommunikation geworden? Ich bin hin- und hergerissen zwischen technischer Faszination und kommunikativer Frustration.

In der alten Philosophie und auch in der Bibel wurden Fragen oft so gestellt, dass sie zum eigenen Weiterdenken anregen sollten. Wenn jemand mit einer Frage zu Jesus kam, bekam er nicht immer einen gut ausformulierten Vortrag zur Antwort, sondern oft eine Gegenfrage, die gerne auch mal provokativ sein durfte. Lasst uns nicht aufhören zu fragen und lasst uns dabei auch unangenehme Fragen nicht meiden, denn, wie Carl Sagan es formuliert: „Es gibt naive Fragen, langweilige Fragen, schlecht formulierte Fragen, Fragen, die nach unzureichender Selbstkritik gestellt werden. Aber jede Frage ist ein Aufschrei, die Welt verstehen zu wollen. Es gibt keine dummen Fragen.“

Foto: pixabay