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08.10.2022 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Franks Herrlichkeit

Wort zum Sonntag am 9.10.2022

Frank hat noch eine Wohnung. Das wissen seine Freunde. Seine Freunde leben sonst auf der Straße. Aber sie wissen, wenn es nötig ist, können sie mal ein paar Nächte bei ihm unterkommen. Und so ist Frank selten allein. Das tut ihm gut. Aber es ist auch gefährlich. Sie rauchen, bis der letzte Krümel aufgeraucht ist, trinken, bis die Lichter ausgehen und manche bedanken sich bei Frank, indem sie ihm härtere Drogen anbieten.

Das will er eigentlich nicht. Er will davon weg. Und mit den Drogen klappt das meistens – zurzeit. Aber mit dem Alkohol ist es schwierig. Was soll er machen? Bier ist die Währung, mit der bezahlt wird. Geld gibt es nicht. Ein Teufelskreis.

Aber auch durch Frank will Gott zeigen, wie herrlich er ist. Auch Frank soll leuchten! Und er leuchtet durch seine Großzügigkeit. Das ist ein Bedürfnis, das nicht aufhört, nur weil man nichts mehr hat. In Franks Fall ist die Großzügigkeit lebensgefährlich – und überlebenswichtig!

Das ist die Herrlichkeit Gottes. Das Leuchten im Menschen. Das Leuchten, das raus will. Das mit Menschen in gute Beiziehungen treten will, das helfen will. Aber man kann nur leuchten, wenn es auch jemand sieht. In Franks Wohnung sieht es schlimm aus. Müllberge, Zigarettenstummel, leere Flaschen. Aber es ist seine Möglichkeit zu leuchten. Großzügig zu sein. Mehr zu sein als nur der arme Typ, der nichts auf die Reihe kriegt.

Ich bin froh, dass ich Frank kennengelernt habe, sonst wäre mir ein Stück von Gottes Herrlichkeit in unserer Stadt entgangen. Und gleichzeitig bete ich dafür, dass Frank Menschen begegnet, die sein Leuchten sehen und mehr zurückgeben können als Bier und Drogen.

Quelle: Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay