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15.02.2022 Kategorie: Propstei

Weit mehr als ein Namensgeber

In der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde wird immer wieder an den Widerstandskämpfer erinnert

Den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer kennen viele. Und das in der Haft entstandene Gedicht und Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen, das kürzlich bei einem Gesangbuch-Wettbewerb gewonnen hat, dürfte auch Kirchenfernen geläufig sein. Doch Karin Sieber-Persson und Maximilian Rathke genügt das nicht. Die beiden gehören dem Kirchenvorstand der Dietrich-Bonhoeffer-Gedächtniskirche in Melverode an und wollen möglichst oft an den außergewöhnlichen Theologen und wichtigsten modernen christlichen Märtyrer erinnern, der nur 39 Jahre alt wurde.

„Bonhoeffer ist nicht nur der Namensgeber unserer Kirche“, sagt Maximilian Rathke, der auch Vorsitzender des Kirchenvorstandes ist. „Da steckt mehr dahinter.“ Der Historiker hat sich vor allem mit der Rolle Bonhoeffers im deutschen Widerstand gegen die Nationalsozialisten auseinandergesetzt, mit seinem Wirken als einem der führenden Köpfe der Bekennenden Kirche und seinen Kontakten zu Admiral Canaris, der ebenso wie Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet wurde.

Karin Sieber-Persson fasziniert vor allem der Mensch Dietrich Bonhoeffer: „Seine Gradlinigkeit, dass er so unbeirrbar war, dass er immer zu seiner Meinung stand und sein Mäntelchen nicht nach dem Wind gehängt hat.“ Ebenso beeindruckend findet sie, dass der Theologe stets darauf vertraut hat, dass es jemanden gibt, der sein Leben führt und leitet – auch in der Haft der Gestapo.

Ermutigt durch den Zuspruch von Pfarrer Detlef Gottwald hat sich Karin Sieber-Persson zur Lektorin ausbilden lassen und im vergangenen Jahr eine Andachtsreihe zum Leben Bonhoeffers angeboten. In ihren Gottesdiensten versucht sie nach Möglichkeit, Lieder, Zitate oder ein Gebet des Widerstandskämpfers zu platzieren. „Ich frage mich immer, ob es Ereignisse gibt, die wir mit Bonhoeffer verknüpfen können“, sagt die Lektorin. Und auch bei der Fastenaktion unter dem Motto „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“ wird es in Melverode auch um Gedanken Bonhoeffers gehen.

Andere geplante Aktivitäten konnten wegen der Corona-Pandemie dagegen nicht stattfinden. Beispielsweise eine Fahrt zum ehemaligen Ferienhaus der Familie Bonhoeffer in Friedrichsbrunn im Harz, in dem sich heute eine Ausstellung und ein Café befinden, oder Leseabende, bei denen es um den lutherischen Theologen gehen sollte.  Da ist es gut, dass es Bücher gibt und dass sich Interessenten in der Kirche, einem Erinnerungsort der „Internationalen Bonhoeffergesellschaft“, eine Dauerausstellung über den Widerstandskämpfer anschauen können. „Schließlich“, so sagt Maximilian Rathke, „sind wir die einzige Kirche in der braunschweigischen Landeskirche, die den Namen Dietrich Bonhoeffers trägt.“ 

„Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“ heißt es bei der sieben Wochen dauernden Fastenaktion, sie beginnt am Aschermittwoch, 2. März, um 18 Uhr im Gemeindehaus in der Görlitzstraße 17. Dabei soll es auch um Dietrich Bonhoeffer gehen. Ziel der Fastenaktion ist es vor allem, Menschen wieder mit der Bibel vertraut zu machen. Anmeldungen werden unter melverode.buero@lk-bs erbeten.

Karin Sieber-Persson und Maximilian Rathke in der Dauerausstellung über den Theologen Dietrich Bonhoeffer. Foto: Rosemarie Garbe