„Ist Gott denn ein Mensch?“ fragte mich neulich eine Konfirmandin.
Es war von der Gottesebenbildlichkeit der Menschen die Rede, wie es in der Schöpfungsgeschichte heißt: „Gott schuf die Menschen sich zum Ebenbild.“ Und da legt sich die Frage natürlich nahe: Wenn wir Menschen nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, dann muss ja entweder Gott ein Mensch oder wir Menschen müssen Götter sein, oder?
Dass wir Menschen uns immer wieder gerne wie Götter aufspielen, lässt sich sicher schwer leugnen. Dennoch ist wohl klar, dass die Rede von unserer menschlichen Gottesebenbildlichkeit so nicht gemeint sein kann. Auch dass der Mensch Jesus im christlichen Glauben als Gottes Sohn oder auch als Gott selbst betrachtet wird, erklärt noch nicht die Idee der menschlich-göttlichen Ebenbildlichkeit. Zumal das in anderen Religionen stark bezweifelt oder abgelehnt wird.
Was soll das also bedeuten: Wir Menschen sind als Ebenbilder Gottes geschaffen!? Wenn nicht lauter kleine göttliche Wesen und ein eher machtloser himmlischer allzu menschlicher Gott gemeint sind, muss es um anderes gehen: Um unser menschliches Verhalten und unsere Erwartungen an Gott? Geht es um unsere göttlich-menschliche Würde oder das Bild, das wir Menschen uns gegenseitig voneinander und von den anderen und fremden Menschen machen? Oder geht es um die Fragen von Tod und Endlichkeit, die viele von uns jetzt in den dunklen Novembertagen beschäftigen und um unsere Hoffnungen und Sehnsüchte nach Ewigkeit, die wir bei unseren Besuchen auf den Friedhöfen erleben?
Vielleicht ist es ja gerade das, was uns gottebenbildlich macht: Dass wir uns solche Gedanken machen, dass wir fühlen, lieben, trauern, dass wir ein Gewissen haben, dass wir Menschen sind und nicht Götter, dass wir einem Gott vertrauen, dem Menschliches nicht fremd ist, … Oder was denkst du, liebe Konfirmandin?