Suche

Nachricht

02.12.2023 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, den 03.12.2023

Worte zum 1. Advent: Ein Licht der Hoffnung

Morgen ist der 1. Advent. Die erste Kerze auf dem Adventskranz wird entzündet. Ein Hauch von Nadelduft und Kerzenwachs zieht durch die eigenen vier Wände. Mag es draußen auch ungemütlich, dunkel und kalt sein, so ist es drinnen doch warm. In geborgener Geselligkeit sitzt man beim Kerzenschein zusammen. Es gibt heißen Tee und süßes Gebäck. Und die Kerze wirft ihr Licht auf glückliche Gesichter. So oder so ähnlich stellen wir uns das Idealbild adventlicher Idylle vor. Ein schönes Bild, wie ich finde. Und natürlich können wir alles entsprechend vorbereiten: den Adventskranz aufstellen, Kekse backen und Tee kochen und es heimelig machen. Ob die vom Kerzenlicht beschienen Gesichter dann allerdings wirklich von Glück erfüllt sind? Wünschen tue ich mir das schon. Machen kann ich das allerdings nicht. Viele Gesichter, die ich zurzeit wahrnehme, sind eher von Sorge gezeichnet. Es ist nicht nur die jahreszeitlich bedingte Kälte und Dunkelheit, die uns aufs Gemüt schlägt. Da ist so vieles, das gerade anders läuft, als erwartet, als erhofft. Es ist ein wenig so, als würde sich das Gute, das wir wollen, immer wieder in sein Gegenteil verkehren. Nach jeder scheinbaren Lösung tun sich sofort neue Problemlagen auf. Das ist anstrengend und ermüdend.

Die Adventszeit als der Welt entrückte Idylle, bei der wir es uns daheim nett machen und vor der Realität da draußen die Augen verschließen, geht an der eigentlichen Bedeutung dieser vier Wochen vor Weihnachten vorbei. Die Adventszeit ist keine Einladung zu kollektiver Weltflucht, sondern sie ist eine Zeit der Aufrichtung und Neuausrichtung. Tatsächlich beschreiben die Adventssonntage trotz aller Heimeligkeit auch keinen statischen Zustand, sondern sind vielmehr Ausdruck von Bewegung und Dynamik. Von Sonntag zu Sonntag brennt ein Licht mehr auf dem Adventskranz, bewegen wir uns durch diese vier Wochen des Advents auf das zu, was uns mit Weihnachten entgegenkommt.

Es ist ein wenig so, wie das Stehen auf einem zugigen Bahngleis, um einen lieben Gast abzuholen. Das Bahngleis selbst ist nicht das Ziel. Es ist nur Mittel zum Zweck. Es ist der Ort, an dem der Zug mit unserem Gast einfahren wird, auf den wir schon so voll Vorfreude warten. Wir stehen also auf dem Bahngleis, blicken voll Erwartung immer wieder auf die Anzeigetafel bis er kommt. - Daheim am Adventskranz sitzend, blicken wir auf das zunehmende Licht der Kerzen. Woche für Woche, Kerze für Kerze ein weiteres Licht der Hoffnung. Das Warten hat eine Perspektive. Die Ankunft steht kurz bevor. Deshalb haben wir trotz allem Grund zu Zuversicht und Freude:

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.“

  

Bild von 12138562 auf Pixabay

Beitrag von Lars Dedekind, Ev.-luth. Propst