Siehe, der König kommt. Nicht wie im Märchen: nicht mit Schwertern und Drachen, nicht mit goldener Krone und stählernem Blick, nicht in einer gläsernen Halle, nicht mit tausend Menschen, mit Festessen, Braten und Bier, Lachen und Gesang.
Siehe, der König kommt. Nicht wie im Märchen. Aber er kommt. Er klopft an deine Tür. Ein wenig schüchtern ist er. Er kommt zu dir. Nur mit Brot und Salz. In deine Wohnung. Zwischen ungeputzten Schuhen und Wäschebergen, zwischen mehligen Arbeitsplatten und unerfüllten Aufgaben, Wünschen, Träumen. Er setzt sich zu dir auf den Boden, zwischen die Schuhe, neben die Wäscheberge.
Siehe, der König kommt. Nicht wie im Märchen. Aber er kommt zu dir. In deine Wohnung. Da steht noch kein Adventskranz und keine Kerzen. Keine Zimtsterne, keine Orangenscheiben. Doch du hast warmen Tee – und eine Geschichte. Deine Geschichte.
Siehe, der König kommt. Nicht wie im Märchen. Aber er sitzt da, bei dir. Er sieht dich an. Ein wenig unscheinbar ist er. Er streicht sich eine Locke hinters Ohr und wärmt seine Hände am Tee. Er hört dir zu. Er hört deine Geschichte. Und während er zuhört, duftet es nach Orangenscheiben und Zimt. Der Tee wärmt den Raum, und es wird hell wie von Kerzen.
Dann schneidet er das Brot auf und teilt es mit dir. Du findest ein wenig Butter. Sie zerfließt auf dem Brot. Und du streust das Salz darüber. Siehe, der König kommt. Er kommt zu dir. In deine Wohnung. In dein Leben. Hier und heute: jetzt.

