Die Fastenzeit vor Ostern ist die Chance, etwas ganz anders zu machen. Sich den eigenen Alltag und die eigenen Gewohnheiten, die eigenen festen Überzeugungen und eingefahrenen Denkmuster bewusst zu machen.
Dabei bedeutet zu fasten nicht einfach zu verzichten. Das kann eine Zeit sein, in der ich bewusst etwas tue oder etwas lasse, was mir sonst selbstverständlich ist. Vielleicht verzichte ich auf das Entbehrliche. Es ist eine Zeit, in der ich anders lebe als sonst.
Großartig ist die Möglichkeit, sich neu erfinden zu können. Ödön von Horvath schrieb: „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“
Wie bin ich denn wirklich? Wo verstecke ich mich? Wo lebe ich an dem vorbei, wie ich gerne leben möchte? Bin ich mir selbst manchmal fremd? Schiebe ich das Wesentliche auf? Manchmal ist sie groß, die Sehnsucht nach dem ungelebten Leben.
Kann ich jemandem meine Meinung sagen? Kann ich der Verführung zur Güte erliegen und einmal nicht meckern? Hab ich Fantasie, Mut, Ideen, die anstecken?
Große Fragen, vielleicht sind mir diese Fragen zu groß. Dann fange ich kleiner an. Was ist heute wichtig? Gibt es etwas was ich heute anders machen möchte? Und schon bin ich mittendrin in der Fastenzeit.
Vielleicht habe ich Ostern dann eine Ahnung davon, wie ich sein will. Wie ich leben will. Was mir tatsächlich wichtig ist, was ich brauche, was mir hilft, mich stärkt, mich freut und mich tröstet.
Neue Erfahrungen und Veränderungen sind möglich - äußerlich wie innerlich. In Gedanken, Gefühlen, Gewohnheiten oder Beziehungen.
Bei aller möglichen Veränderung bleibt eine Zusage. Unser Gott ist mit uns unterwegs und sieht uns freundlich und gnädig an. In all unserem Denken und Tun, Lassen und Suchen, Probieren, Scheitern und Gelingen.
Wenn Gottes liebevoller gnädiger Blick auf mir liegt, also los, probiere ich es aus.