Auf dem Platz der Deutschen Einheit wird an diesem Sonnabend der Opfer des Terroranschlags von Hanau gedacht, bei dem vor zwei Jahren neun Menschen aus rassistischen Motiven getötet wurden. „Wir wollen ein Zeichen setzen, der Opfer gedenken, das Leid mit den Familien teilen und die Menschen aufrütteln“ sagt Şaban Yabaș, Mitglied des „Runden Tisches gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus“ und Vorsitzender des Rates der Muslime in Braunschweig. Der Runde Tisch hat die Gedenkveranstaltung vorbereitet, an der neben Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum auch Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen, Gewerkschaften und anderer Institutionen teilnehmen. „Es ist wichtig, sich als Gesellschaft zu solidarisieren“, betont Mitorganisator Propst Lars Dedekind. „Wir müssen alles tun, damit sich derartige Anschläge nicht wiederholen.“
Bei der Veranstaltung ist auch Ala Ismail dabei, sie gehört dem Deutschen Muslimischen Kreis an und wird gemeinsam mit Furkan Dogan die Namen der in Hanau getöteten Menschen verlesen. Die 28-jährige hat gerade ihr Studium der Wirtschaftsinformatik abgeschlossen und betont, wie wichtig es für sie sei, dass es derartige Gedenktage gibt: „Dann sehe ich, dass wir nicht allein sind.“ Die junge Frau fühlt sich in Braunschweig „sicher und wohl“, doch sie ist auch vorsichtig, denn in der Stadt habe sich die Stimmung gegenüber Muslimen verändert. „Ich passe auf, wo ich nachts hingehe und bin nicht allein unterwegs.“
Dass es mehr rassistisch motivierte Übergriffe gibt, weiß auch Şaban Yabaș: „An Bushaltestellen oder in der Fußgängerzone werden Frauen bespuckt und geschubst, Fremde reißen ihnen das Kopftuch weg, es gibt Beleidigungen und körperliche Angriffe. Das ist der alltägliche Rassismus.“ Auch in Schulen und in Behörden gibt es nach seinen Beobachtungen unterschwellige oder auch ganz offene Vorbehalte gegenüber Muslimen. Daher wurden die Sicherheitskonzepte für die Moscheen seit rund zwölf Jahren verbessert.
Doch Şaban Yabaș hat auch festgestellt, dass die Atmosphäre in Braunschweig besser ist als in anderen Ballungsgebieten: „Wir haben gute Beziehungen zur Polizei, zur Stadt und zu den Kirchen und fühlen uns sicher.“ Und es gibt Initiativen und Veranstaltungen, die Mut machen. Etwa das jährliche Fastenbrechen mit dem Oberbürgermeister oder den sogenannten Trialog, den Dialog zwischen den Religionen. Die Integrale, ein Sportfest für Mädchen und Jungen aus Christentum, Judentum und Islam, das vor einigen Jahren stattfand, möchte Yabaș gern wiederholen. „Gespräche und Begegnungen sind wichtig“, sagt der Vorsitzende des Rates der Muslime, der die fünf größten muslimischen Gemeinden Braunschweigs mit rund 8000 Mitgliedern vertritt. Gleichzeitig wünscht er sich mehr Zivilcourage: „Die Menschen müssen hinschauen.“
Die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Terroranschlags in Hanau beginnt am Sonnabend, 19. Februar, um 15.30 Uhr auf dem Platz der Deutschen Einheit vor den Rathaustreppen, sie wird organisiert vom „Runden Tisch gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus“.