„Da ist wieder eine“, ruft meine kleine Tochter überrascht und bleibt mitten auf dem Bohlweg stehen. Vor unseren Füßen liegt eine weiße Feder. Kein besonders prachtvolles Exemplar. Eher klein und strubbelig. Und doch zaubert sie uns ein Lächeln ins Gesicht. „Wir sind behütet“, sage ich. Denn immer, wenn wir eine Feder finden, sagen wir uns das: Hier war ein Engel in der Nähe. Wir sind behütet.
Nun verlieren in der Braunschweiger Innenstadt möglicherweise mehr Tauben ihr Gefieder als die himmlischen Heerscharen. Obwohl. Für mich jedenfalls sind Federn, die ich zufällig finde, kleine Zeichen der Zuversicht. Es gibt Tage, da geht es mir nicht so gut. Ich fühle mich unverstanden oder gestresst. Mal lese ich die Nachrichten und schaue ratlos und voller Sorge in die Zukunft. Dann schicken mir diese kleinen, zerzausten Funde einen guten Gedanken. Sie sind wie Kurznachrichten aus dem Himmel, die mich daran erinnern, als Christin zuversichtlich zu bleiben. Jede Feder eine Stimme, die mir mitten im Alltag zuflüstert: „Du bist nicht allein. Egal, was passiert. Egal, was du gerade durchmachen oder aushalten musst. Denk dran: Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen. Sie passen auf, dass du deinen Fuß nicht an einem Stein stößt. Und zur Not tragen sie dich auf Händen. Du bist behütet.“
So eine kleine Feder, die mir zu Füßen fällt, stimmt mich hoffnungsvoll. Große Wunder erwarte ich nämlich nicht, ehrlich gesagt. Dafür kleine. Und an den kleinen Dingen zeigt sich’s doch, wie ernst ich es meine mit der Zuversicht.
Als wir weiter Richtung Rathaus schlendern, summt die Kleine vor sich hin: „Wir sind behütet.“ Ich lächle. Ja, das sind wir. Und die Feder? Vielleicht war es diesmal nur eine Möwe. Vielleicht aber auch mehr.