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"Wo geht eigentlich morgen die Sonne auf?"", fragt eine. "Überm Meer", sagt ein anderer. "Na, Moment mal, es kommt doch drauf an, wo Osten ist." "Wieso? Wir sind doch auf einer Insel. Da ist rundherum nach Norden Osten, Süden, Westen Wasser. Die Sonne geht also auf jeden Fall über dem Meer auf." Das ist natürlich eine sehr nachdenkenswerte Antwort.

Dieses Wochenende kehren wir mit 80 Konfirmandinnen und Konfirmanden, Team und zwei Pfarrern zurück von der Insel Spieckeroog. Zehn Tage waren wir von den Kirchengemeinden Katharina von Bora und die Brücke zusammen auf Langzeitseminar. Wie viele Menschen in den Ferien und im Urlaub auf einer Insel.

Mag sein, wir waren auch "reif für die Insel", also bedürftig nach etwas mehr Ruhe und guter Atemluft und etwas mehr Zurückgezogenheit vom Alltag und seinem Rhythmus hier bei Ebbe und Flut und Wellen. Das ist erholsam und erlebnisreich.

Es könnte gut sein, dass wir uns Inseln auch im Alltag schaffen sollten, wo mehr Ruhe herrscht vor Smartphones und allen möglichen Instrumenten und Menschen, die etwas von uns wollen. Vor Anforderungen und Sorgen, Lärm und vielleicht Stress oder Nachrichten. Für manche sind das Gärten, Balkone, Terrassen, Orte draußen im Grünen. Die Chance der Insel ist: etwas ist weniger da als sonst, die Erreichbarkeit, der Verkehr und anderes. Es hilft, konzentrierter zu leben.

Von weitem, von der Fähre aus sieht das Kirchengebäude hier aus wie ein großes Zelt. So wie das Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste in die gelobte Freiheit ein Zelt der Begegnung dabei hatte. Unterwegs in ein anderes Land, in andere Lebensorientierungen und Regeln, unterwegs in eine Zeit, wo ein anderer Geist Gottes herrschen sollte, gab es diesen Ort der Sammlung. Hier konnte Gott begegnen, wird erzählt.

Etwas loslassen gehört zum Inseldasein genau wie die Möglichkeit, einen Ort und Ruhepunkt und neuen Kontakt zu Gott zu finden. Für uns waren das Abendausklänge in einem Jurtenzelt mit Gebeten und Liedern und mehr Stille. Gewissermaßen bist du nicht nur von Norden, Süden, Osten Westen umgeben von Meer und Wasser, sondern kann dir von irgendwo her die Sonne aufgehen.

Erleuchtung wäre vielleicht zu viel gesagt, aber ein LIchtschein in dein Leben hinein könnte es sein. Wie viele Menschen sehen in Ruhe dem Sonnenuntergang zu, manche auch dem Aufgabng der Sonne. Du atmest, du staunst über die Farben des HImmels, du spürst die größere Langsamkeit. Wo auch immer Sie gerade sind, welches Tempo Sie bestimmen mag in Ihrem Alltag, sei Ihnen ein Stück Inselerfahrung gewünscht. Und wenn es wahr ist, dass jeder Mesch, wie es heißt, eine Insel ist, dann möge es auch eine Zeit geben können, wo Sie zu sich finden und ein Lichtschein über Ihrem Leben aufgeht.