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22.01.2022 Kategorie: Propstei

Kontakte knüpfen, Menschen kennenler

Pfarrer Jakob Timmermann will ein neues Profil für die Michaeliskirche schaffen

Die Michaeliskirche ist zwar das zweitälteste Gotteshaus Braunschweigs, doch anders als die großen Stadtkirchen wird sie von Passanten eher selten entdeckt. „Hier biegt man nicht zufällig ab“, weiß Pfarrer Jakob Timmermann, der seit fast anderthalb Jahren einer von sechs Geistlichen des Pfarrverbands Braunschweig-West ist und von den Fenstern des Gemeindehauses in der Echternstraße auf die kleine mittelalterliche Kirche mit dem Vorplatz unter einer großen Linde blicken kann. In früheren Jahrhunderten bot die 1157 geweihte Kirche Armen, Ausgestoßenen und Durchreisenden Zuflucht, und noch heute beeinflusst die Lage am Rande der Innenstadt in einer schmalen Straße mit Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflaster die kirchliche Arbeit.

Zur Gemeinde gehören das südliche und das westliche Ringgebiet mit dem Frankfurter Platz als Zentrum, die Altersstruktur ist mit vielen 20- bis 30-Jährigen erstaunlich jung - doch wie lassen sich die Menschen erreichen? Mit Instagram, einer ansprechenden Homepage, einem Newsletter? Oder mit einem spontanen Besuch? Der sonntägliche Gottesdienst am frühen Morgen mit Orgel und Predigt ist nach Erfahrungen Timmermanns anscheinend nicht der richtige Weg. Denn hierfür gibt es in der Stadt genügend Angebote. „Ich stelle alles in Frage“, sagt der 37-Jährige ganz offen.

Sein Ziel ist es, ein neues Profil für die Michaeliskirche zu bilden, auch mit Ausstellungen und Musik. „Ich will Kontakte knüpfen, Menschen kennenlernen, Verbindungen schaffen, die man auf den ersten Blick nicht sieht.“ Etwa zu „Onkel Emma“, einem Treffpunkt für Lesben und Schwule, gleich gegenüber der Kirche. Derzeit ist eine Foto-Ausstellung vom Zentrum „Onkel Emma“ in der Kirche zu sehen. Den geplanten Michaelismarkt mussten die Initiatoren aus dem Viertel wegen der Corona-Krise jedoch wieder absagen. „Die Pandemie erschwert alle Aktivitäten“, sagt Timmermann, der vor seinem Amtsantritt Pfarrer im Dorf Othfresen bei Goslar war.

Ideen, wie das Gemeindeleben bereichert werden kann, hat er genug. So bieten der Michaelishof mit mehr als 150 Studierenden und das Diakonieheim am Jödebrunnen wichtige Anknüpfungspunkte. Sonntags, am späten Nachmittag, will er ein neues Format etablieren, einen Gottesdienst mit einer Band. Gemeinsam mit Pfarrerin Anne-Lisa Amoussou beschäftigt er sich darüber hinaus mit einem alternativen Modell für den Konfirmandenunterricht, auch da denkt er über neue Wege nach. Doch auch Bewährtes wie den Michaelischor unter Leitung von Kantorin Renate Laurien soll es weiter geben. Und manches lässt sich sogar ohne viel Aufwand umsetzen: Damit sich möglichst viele Menschen von der mittelalterlichen Kirche inspirieren lassen können, sind deren Türen täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet: „Vielen“, so Timmermann, „reichen schon die besondere Atmosphäre des Raumes und die Stille.“  

Die Foto-Ausstellung „Unszumutbarkeiten“ in Kooperation mit „Onkel Emma“ ist noch bis Sonntag, 6. Februar, in der Michaeliskirche zu sehen.

Der nächste Gottesdienst mit der MichaeliX-Band und Popularmusiker Karsten Ruß findet am Sonntag, 23. Januar, um 17 Uhr statt. Mit dabei sind Jakob Timmermann (Schlagzeug), Wiebke Schmal (Gesang) und Karl-Peter Schrapel (Gitarre).

Pfarrer Jakob Timmermann vor Fotos der Ausstellung „Unszumutbarkeiten“, die derzeit in der Michaeliskirche zu sehen ist.