„Sehen – Handeln – Gesehen werden“, das kann im Straßenverkehr überlebenswichtig sein. Wer schon einmal in einer brenzligen Verkehrssituation war, weiß, wie wichtig vorausschauendes Fahren ist. Nicht nur den Straßenverlauf und die Landschaft zu sehen, sondern auch die anderen Verkehrsteilnehmer im Blick zu haben und so defensiv zu fahren, dass ich immer noch eigene Handlungsspielräume habe, wenn mich jemand nicht gesehen hat. Also bremsen und ausweichen können. Es hilft mir ja nichts, wenn ich zwar im Recht bin, aber das von links kommende Auto mich nicht wahrnimmt, mir die Vorfahrt nimmt und wir kollidieren. Deshalb: Augen auf und allzeit handlungsbereit!
Was für das Motorradfahren gilt, gilt auch sonst im Leben. Es ist immer gut mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, aufmerksam zu sein für mich und mein Umfeld. Wie geht es mir? Wie geht es Anderen? Und vielleicht sogar: Wie geht es Gott mit mir und den anderen? Was würde Gott wollen?
Ein Blick in die biblische Geschichte, aus der die diesjährige Jahreslosung stammt, dort hören wir von einer jungen Frau namens Hagar (vgl. 1. Mose 16): Hagar ging es nicht gut. Sie war eine Fremde. Schlimmer. Sie gehörte dem Volk an, das die Menschen, bei denen sie in einem Abhängigkeitsverhältnis lebte, zuvor unterdrückt hatte. Nun wurde auf sie Druck ausgeübt. Sie sollte mit dem alten Familienpatriarchen Abraham ein Kind zeugen, weil ihm seine Frau Sarah keinen Nachwuchs gebar. Nun, da Hagar tatsächlich schwanger war, wurde das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Dienstherrin Sarah unerträglich. Hagar flieht in die Wüste. Hier erkennt sie Gottes Willen für sich, sieht, welcher Weg für sie der richtige ist, und erfährt, dass sie selber von Gott gesehen wird. Ihr Schicksal ist Gott nicht egal. „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ (1. Mose 16,13), sagt Hagar und begibt sich zurück auf den Weg zu Abraham und Sarah. Kein einfacher Weg, aber Gottes Weg, den sie nun gehen kann, weil sie erkannt hat: Gott sieht mich. Gott nimmt mich wahr. Gott geht mit mir mit.
Für die neue Motorradsaison wünsche ich allen, dass sich der Dreiklang des diesjährigen ACM Mottos „Sehen – Handeln – Gesehen werden“ bewahrheitet und dass sie Gottes Gegenwart, Gottes Schutz und Segen erfahren. Im Straßenverkehr und in allen Lebenslagen: Gott sieht mich. Gott nimmt mich wahr. Gott geht mit mir mit.
In dem Sinne allzeit sichere Fahrt,
Ihr
Lars Dedekind, Propst