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18.09.2025 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 20.09.2025

Last

„Ich will niemandem zur Last fallen!“, wie oft höre ich diese Aussage als Krankenhausseelsorgerin. Besonders häufig sagen dies ausgerechnet ältere Frauen, die ihr Leben lang für andere gesorgt haben, Kinder aufgezogen, Eltern gepflegt und sich in Ehrenämtern engagiert haben. Sie haben sich selbst bisher nicht als hilfsbedürftig erlebt. Gerade denen, die so viel gegeben haben, fällt es besonders schwer, Hilfe anzunehmen. Zumal die Stimmen in unserer Gesellschaft lauter werden, die behaupten, wer Hilfe brauche, sei ein Schmarotzer. Hier könne man viel Geld sparen. Vielen stände die Hilfe gar nicht zu, am besten sie verließen unser Land.

Vermutlich ist niemand gern auf Hilfe angewiesen. Und doch ist es genau das, was unser Menschsein ausmacht. Jede und jeder braucht Hilfe- irgendwann. Als hilfloses Bündel Mensch werden wir geboren. Selbst die stärkste Frau ist irgendwann einmal schwach. Selbst der große Macher weiß irgendwann nicht weiter.

Unsere Würde aber haben wir, weil wir sind, weil wir Gottes Geschöpfe sind. Unsere Würde hängt nicht davon ab, was wir leisten oder wo wir geboren sind. Doch sind wir nicht nur selbst immer wieder hilfsbedürftig, wir sind auch zur Hilfe fähig. Wenn wir auf den einzelnen Menschen in Not sehen, dann rührt uns seine Not an, dann sind wir hilfsbereit, fragen, welche Hilfe gebraucht wird.  Wir sollten uns diese menschlichen Grundzüge nicht absprechen lassen. Mal sind wir Last, belasten andere, mal können wir Lasten anderer mittragen.

Die Familien, Freunde und Begleitenden der hilfsbedürftigen PatientInnen sind trotz aller Veränderung und enormen Anstrengung, die eine schwere Erkrankung mit sich bringt, oft sehr froh, den kranken Menschen bei sich zu haben. Weil der Mensch ist. Weil diese Menschen uns oft mit ihren Lebenserfahrungen beschenken. Und weil sie uns erleben lassen, dass Schwäche zu unserem Leben dazu gehört.

Foto: pixabay