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13.12.2024 Kategorie: Propstei

„Ich habe jetzt Freunde in der ganzen Welt“

Peter Peiner war als Stipendiat der Stiftung Ökumenisches Lernen in Taizé

Der kleine französische Ort Taizé ist seit mehr als 70 Jahren Anziehungspunkt für Jugendliche und junge Erwachsene aus der ganzen Welt. Die meisten kommen für ein oder zwei Wochen ins Burgund, um gemeinsam zu leben, zu singen, zu beten und sich über den Glauben auszutauschen. Peter Peiner hat dort als Stipendiat der Stiftung Ökumenisches Lernen ein dreiviertel Jahr verbracht, eine Zeit, die ihn so beeindruckt hat, dass der Termin für die nächste Reise nach Taizé bereits feststeht – auch wenn die sehr viel kürzer sein wird.

Um das gemeinsame Leben von Pilgern und Ordensmitgliedern zu bewältigen, müssen alle mit anpacken. „In Taizé hilft jeder mit“, sagt der 21-jährige, der am Braunschweiger Wilhelm-Gymnasium sein Abitur gemacht hat. Er selbst war fast überall im Einsatz: im Büro, um Mails aus aller Welt zu beantworten und Telefonate auf Englisch zu führen, in der Küche, um Essen für rund 2000 Menschen auszugeben, beim Putztrupp. Als Langzeit-Freiwilliger musste er den Überblick behalten und andere anleiten, beispielsweise Schulklassen aus Frankreich im Teenageralter – „das war manchmal schwierig“ – oder Jugendliche aus Portugal, für die es ganz selbstverständlich war zu helfen.  

Auch der Empfang von Gästen aus aller Welt gehört zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen. „Die Pilger sollen sich willkommen fühlen“, sagt Peter Peiner, „dazu gehört auch ein frisches Bettlaken.“ Besonders viel Spaß hat ihm die Mitarbeit im Social-Media-Team gemacht, vor allem beim Europäischen Jugendtreffen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, als dort 5000 junge Menschen zusammenkamen – oder bei der Geburt junger Lämmer. 

Strukturiert wird der Tag in Taizé durch kurze Gottesdienste, morgens, mittags und abends, mit Gebeten, einfachen, sich wiederholenden Gesängen und Zeiten der Stille, in der gelesen, geschrieben oder meditiert wird. „Das ist anstrengend für den Kopf“, hat Peter Peiner erfahren, „trotz der Gemeinschaft ist jeder für sich allein, arbeitet an sich selbst und stellt sich viele Fragen.“ Er weiß, dass nach Taizé auch etliche kommen, die mit der Kirche hadern und für sich mehr Klarheit in Fragen des Glaubens wünschen. Weitere beeindruckende Erlebnisse: die Teilnahme an einer Schweigewoche, in der die Teilnehmer nicht reden müssen (aber dürfen), und die Begegnung mit jungen Muslimen.

Mittlerweile hat Peter Peiner an der TU in Dresden ein Lehramtsstudium begonnen, erstes Fach ist Kunst, aber vielleicht kommt noch Theologie hinzu. Die drei vorbereitenden Jahre bei der Stiftung Ökumenisches Lernen haben ihn geprägt. Hier hat er nicht nur Menschen kennengelernt, die ihm am Herzen liegen, sondern nach neun Monaten in Taizé kann er sagen: „Ich habe jetzt Freunde in der ganzen Welt.“

Gruppe: Stipendiat Peter Peiner inmitten von Langzeitvolontären, mit denen er zusammen im Haus "Petite Morada“ in Taizé gelebt hat. Foto: privat

Beitrag von Rosemarie Garbe, freie Journalistin