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13.10.2023 Kategorie: Propstei, Wort zum Sonntag

Wort zum Sonntag, 14.10.2023

Das soll aufhören!

„Je gestresster Menschen sind, desto weniger sind sie willens, komplexe Probleme als solche zu akzeptieren. Sie haben keine Kraft zum Nachvollziehen mehr, sondern wollen einfach, dass es aufhört.“ Der Autor und Politikberater Erik Flügge schreibt das in einer Kolumne im Kölner Stadtanzeiger unter der Überschrift „Alles Idioten – außer mir“. Ich hatte Tränen in den Augen als ich das gelesen habe, weil ich mich in diesen Sätzen wiedergefunden habe.

Ich will einfach, dass es aufhört. Die permanente Alarmstimmung auf allen Ebenen macht so müde. Wie soll man das aushalten? Gerade weil die Liste der Horrornachrichten jede Woche länger wird. Krieg in Bergkarabach, Krieg in Israel, Erdbeben in Afghanistan, wärmstes Jahr seit Aufzeichnung der Wetterdaten… Das sind die neuesten Punkte auf der unvollständigen Horrorliste. Dass gleichzeitig auch noch der Arbeitsmarkt implodiert, weil ein riesiger Jahrgang in Rente geht und von deutlich weniger Schultern erwartet wird, dass der Laden weiterläuft, ist da leider nur ein Nebenschauplatz.

Erik Flügge sieht in diesem Dauerstress einen Grund, warum die Kommunikation in unserem Land so aggressiv geworden ist. Geschürt durch das menschenverachtende Vokabular am rechten Rand wird nur noch geschrien und nicht mehr diskutiert.

Was soll ein Gebet da helfen? Vielleicht zumindest das eine: sich selbst zu fragen, welchen Druck man in diese Krisenkessel selbst einspeist und gleichzeitig wahrnehmen, dass die meisten Menschen denselben Wunsch haben: dass es einfach nur aufhört! Im Jakobusbrief heißt das so: „Darum sollt ihr einander eure Sünden bekennen, und füreinander beten, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Menschen, der nach dem Willen Gottes lebt, hat große Kraft und bewirkt viel.“

Bild von 5598375 auf Pixabay

Beitrag von Jakob Timmermann, Pfarrer in St. Michaelis